«Expertentum»

St. Gallen. Graduation Day für Master-Absolventen an der Universität St.Gallen

Am 3. Oktober 2009 haben 259 Absolventinnen und Absolventen anlässlich des Master Graduation Day ihren Master of Arts (M.A. HSG) an der Universität St.Gallen überreicht bekommen: In seiner Festrede sprach Rektor Ernst Mohr über «Expertentum» und die Bedeutung von Schnittstellen zwischen den verschiedenen Expertisebereichen.

In folgenden Programmen bekamen die insgesamt 259 Absolventinnen und Absolventen ihre Master-Diplome überreicht, davon

57 in Banken und Finanzen;
21 in Informations-, Medien- und Technologiemanagement;
22 in International Affairs and Governance (davon 4 mit dem Zusatzdiplom des Instituts d’Etudes Politiques in Paris, Double Degree Program mit Sciences Po);
36 in Marketing, Dienstleistungs- und Kommunikationsmanagement;
9 in Quantitative Economics and Finance;
36 in Rechnungswesen und Finanzen;
30 in Rechtswissenschaft;
15 in Rechtswissenschaft mit Wirtschaftswissenschaften;
22 in Strategy and International Management;
11 in Volkswirtschaftslehre;
16 Absolventinnen und Absolventen machten den Zusatzabschluss in Wirtschaftspädagogik.

«Der Müll der Unzuständigkeit»
Im Zentrum des Tages stand die feierliche Übergabe der Diplome durch Rektor Ernst Mohr.
Die Rede des Rektors setzte sich mit dem Thema «Expertentum» als ein Merkmal unserer Zeit auseinander: Experten, die unser aller Leben «durchdringen» und jeder einzelne, der gleichermassen als Experte in irgendeiner Form selbst fungiert. Dies nannte er als Konsequenz unserer arbeitsgeteilten Gesellschaft. Das Expertensyndrom konstatierte Mohr als Folge der filigran segmentierten Arbeitsbereiche: Der «Müll der Unzuständigkeit», der durch die wachsende Anzahl an Experten und Segmenten generiert werde, potenziere Schnittstellen und damit verbunden neue Unzuständigkeiten als eine Folge dessen. Der Verlust wachsende Verlust dazwischen mündete – wie die Welt erfahren habe – ins Immense. Das Resultat sei die Finanz- und Wirtschaftskrise, in der sich die Welt heute befinde.

Blick über den Tellerrand
Es sei, so Ernst Mohr, an den Schnittstellen «so viel durch die Maschen (gefallen), dass der Weltkapitalmarkt ins Wanken geraten war» – auch wenn jeder Teilbereich professionell oder expertenhaft betrieben werde und für sich einen besonderen Beitrag leiste. Zu dieser fatalen Entwicklung beigetragen habe, dass sich jeder Experte allein um seinen Expertisenbereich kümmerte. Mohr zog die Metapher des Zusammenspiels eines Orchesters heran: Hierbei ginge es nicht allein um das fehlerfreie Spielen einzelner Instrumente, sondern vielmehr um das harmonische Zusammenklingen und -spielen von diesen: Erst so käme ein Konzert zustande. Ernst Mohr richtete einen eindringlichen Ap-pell an die Absolventen und forderte sie dezidiert dazu auf, sich der eigenen Expertise-Grenzen sowie ihrer Schnittstellen bewusst zu werden. Weiter forderte er die Studenten auf, den dringend notwendigen Blick über die Branchenränder zu wagen.

Festliches Rahmenprogramm
Die Festlichkeiten der einzelnen Master-Programme begannen bereits am Vormittag. Die Diplomfeiern wurden in drei Auflagen um 13.15, 15.15 und 17.15 Uhr durchgeführt. Die Festlichkeiten der einzelnen Master-Programme begannen schon vormittags. Neben Stadtführungen in St.Gallen wurde auf dem Campus bis zum Abend vieles geboten: Es gab Kunstführungen durch die Universität und den neuen Executive Campus HSG mit Mitgliedern des studentischen Vereins «proArte», der HSG Shop verkaufte HSG-Produkte, und die St.Galler «Gassenküche» der Stiftung Suchthilfe sorgte für die Verpflegung. Abends wurde der Tag mit einer von HSG Alumni organisierten Graduation Party im Kastanienhof abgeschlossen.