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Ein feministischer Blick auf die Gesellschaft

St. Gallen. Die beiden New Yorker Künstlerinnen Andrea Geyer und Sharon Hayes werfen einen feministischen Blick auf die Gesellschaft.

Ihre Kritik im Kunstmuseum St. Gallen ist leise und laut zugleich. Auf Videos, Fotos und Dias kommen Menschen aus aller Welt zur Sprache.
 
Die Ausstellung, die bis zum 22. November dauert, gehe von der einzigartigen Kollaboration der beiden Künstlerinnen aus, sagte Roland Wäspe, Direktor des Kunstmuseums St. Gallen, am Freitag vor den Medien. Das Kunstmuseum führe erstmals in der Schweiz umfangreiche Werkgruppen von Andrea Geyer und Sharon Hayes zusammen.
 
«When is this going to end?», fragt Sharon Hayes auf einem Plakat, das sie durch die Strassen New Yorks trägt. Ihre inszenierten Demonstrationen in Grossstädten wie London, Paris, Brüssel oder Warschau hat die 39-jährige Künstlerin zu einer Dia-Installation mit dem Titel «In the Near Future» verarbeitet.
 
Auch Andrea Geyer braucht für ihre gesellschaftskritische Video-Installation über den Prozess gegen den Gestapo-Chef Adolf Eichmann die Fiktion. In «Criminal Case» lässt die 38-Jährige den Angeklagten, den Verteidiger, den Richter, den Ankläger, den Reporter und den Zuschauer von ein und demselben Performer spielen.
 
Widerstand gegen Faschismus

 
Mit der konstruierten Szenerie untersuche die in Deutschland geborene Künstlerin komplexe Fragen zu Begriffen wie Wahrheit und Gerechtigkeit, sagte Kurator Konrad Bitterli. «Ich versuche auch die Frage aufzuwerfen, wie wir in uns den Widerstand gegen den Faschismus aufrecht erhalten können», sagte Andrea Geyer bei einem Rundgang durch die Ausstellung.
 
Grundlegende gesellschaftliche und politische Fragen – für den Besucher auf Fotos, Dias oder auf Video-Filmen festgehalten – sind die zentralen Themen der beiden Frauen. Beide zeigen eine dezidiert feministische Blickweise in ihren Einzelarbeiten und in der raumfüllenden gemeinsamen Mehrkanal-Videoinstallation «Change of Change».
 
Feminismus und Homosexualität
 
Das Projekt zeigt 53 Videoaufnahmen von Interviews mit Menschen aus unterschiedlichen Sprachräumen, die sich als Frauen identifizieren oder als solche irgendwann einmal identifiziert wurden. Themen der Gespräche sind Feminismus, Frauenbewegung, Geschlechtergrenzen oder Homosexualität.
 
Anstelle von Interviewerin oder Interviewter zeigen Andrea Geyer und Sharon Hayes jedoch nur die Person, welche die Gespräche übersetzt. Dadurch spiegle sich in der Arbeit ein permanenter Versuch zur Begriffsbildung und Interpretation, sagte Bitterli.
 
Zeitungen zum Mitnehmen
 
Ebenfalls gemeinsam gestaltet haben die beiden Künstlerinnen das Foyer. In den aufgelegten Zeitungen, welche die Besucherinnen und Besucher mit nach Hause nehmen dürfen, gibt es Zeichnungen von Menschen mit typischen Gesten und Posen aus öffentlichen Protesten und Demonstrationen.
 
Auf der Rückseite der Zeitungen stellen die Künstlerinnen unzählige Fragen wie «What do you believe in?», «Do you believe in justice?», «What about love?».
Was die Besucher mit diesen Fragen anstellen, sei ihre Sache. Aber eines sei klar, sagte Wäspe. «Man kann die Ausstellung nicht unbewegt durchschreiten».

St.GallenSt.Gallen / 18.09.2009 - 15:52:25