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Peter Liechti erhält den Kulturpreis 2010 der Stadt

St.Gallen. Auf Vorschlag der Kommission für Kulturförderung hat der Stadtrat den Kulturpreis 2010 dem St.Galler Filmer Peter Liechti für sein herausragendes Werk zugesprochen.

Mit spielerischer Leichtigkeit und hartnäckiger, konsequenter Arbeit folgt Liechti eigensinnig seinen künstlerischen Intensionen und setzt sie kompromisslos filmisch um.

Der 1951 in St.Gallen geborene Künstler ist Dokumentarist und Erzähler zugleich – ein Grenzgänger, der sich nicht festlegen und nur schwer einordnen lässt. Liechtis Filme sind intelligente, präzis angelegte Versuchsanordnungen mit offenem Ausgang. Im Mittelpunkt steht er als Ver-suchsobjekt und Ich-Erzähler, wie beispielsweise in einem seiner ersten Filme «Ausflug ins Gebirg» (1986), oder als Wanderer in persönlicher Mission in «Hans im Glück» (2003). Als kriti-scher Autor und Kommentator beleuchtet er in Filmen wie «Grimsel» (1990) und «Théatre de l’Espérance» (1987) aktuelle politische Fragen. Liechti greift immer wieder grundsätzliche phi-losophische Fragen auf, und gleichzeitig gibt er dem Alltäglichen, scheinbar Nebensächlichem Raum. In offenen Denkprozessen reflektiert er ungewöhnliche, oft absurde Perspektiven. Schon in seinen frühen Filmen arbeitet er mit Künstlern wie Roman Signer, Norbert Möslang und Andy Guhl zusammen, In den 90er Jahren feiert er gemeinsam mit Signer seinen ersten durchschlagenden Erfolg: In «Signers Koffer» (1996) begleitet Peter Liechti den Künstler über längere Zeit und filmt ihn an den unterschiedlichsten Aktionsschauplätzen in ganz Europa.

Nach einem Ausflug ins Genre des Spielfilms («Marthas Garten») Ende der 1990er Jahre ent-steht 2003 nach langer und intensiver Vorbereitungszeit «Hans im Glück». In diesem eigenwil-ligen und unterhaltsamen Film wandert Peter Liechti dreimal auf unterschiedlichen Routen von Zürich nach St.Gallen, um sich das Rauchen abzugewöhnen. In unspektakulären Alltagsbeobach-tungen und ironisch-melancholischen Selbstbefragungen lotet der Film das Spannungsfeld zwi-schen trotzigem Eigensinn und sozialer Norm aus. Das komplexe Verhältnis zwischen Indivi-duum und Gesellschaft thematisiert auch „Namibia Crossing“ (2004), in welchem Liechti eine Gruppe von Musikern und Sängerinnen unterschiedlichster Herkunft auf ihrer Konzertreise durch Namibia begleitet. Mit der für ihn typischen Lakonie hält er sowohl die geglückten Momente als auch die Dissonanzen und Konflikte in dem heterogenen Ensemble fest.

Der neueste Film „Das Summen der Insekten – Bericht einer Mumie“ (2009) greift einmal mehr das Thema Verweigerung auf und radikalisiert es bis zum absoluten Verzicht – zum Ver-zicht auf das Leben überhaupt zu. Dabei gewinnt Peter Liechti dem Thema Verweigerung und Verzicht durchaus auch eine utopische Dimension ab: Die konsequente Begrenzung schlägt un-versehens in die grösstmögliche Entgrenzung um.
Peter Liechti ist für sein filmisches Schaffen mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Auf sehr grosse Resonanz stösst auch Liechtis jüngste Arbeit: „Das Summen der Insekten“ hat den Filmwettbewerb in Warschau gewonnen und ist dort mit dem Millenium Award ausgezeichnet worden. Der Film ist zu 40 internationalen Festivals ein-geladen und für den europäischen Filmpreis nominiert. „Das Summen der Insekten“ wird ab Mitte Oktober im Kinok gezeigt. Peter Liechti wird bei der Premiere am 16. Oktober anwesend sein.

Kulturpreis

Die Stadt St.Gallen verleiht ihren Kulturpreis alle vier Jahre. Ausgezeichnet werden Kultur-schaffende, deren Wurzeln in St.Gallen liegen, die aber mit ihrem Wirken über die regionalen Grenzen hinaus ausstrahlen. Als erste Persönlichkeit wurde 1954 die Autorin Regina Ullmann ausgezeichnet. Spätere Preisträger waren u.a. der Stiftsbibliothekar Johannes Duft, Domkapell-meister Johannes Fuchs, der Schriftsteller Niklaus Meienberg, der Aktionskünstler Roman Signer, die Autorin Eveline Hasler, der Clown Pic und die Videokünstlerin Silvie Defraoui. Der Kulturpreis wird im Herbst 2010 im Rahmen einer öffentlichen Feier verliehen.

St.GallenSt.Gallen / 09.09.2009 - 10:00:42