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Der Säntis immer in Bewegung

Der Weg von der Schwägalp auf die Tierwies ist derzeit wegen eines Rutsches gesperrt. Das zeigt anschaulich, dass die Alpen immer noch «in Bewegung» sind.

Allerdings geht es da um ganz neue zeitliche Dimensionen, die sich von der Hektik des 21. Jahrhunderts deutlich abheben: Nicht bloss Jahrtausende, sondern Jahr Millionen. Eine Raffung des Geschehens, mit grosszügigen Zeitsprüngen, liest sich spannend wie ein Krimi und ist zudem Erklärung dafür, dass man vom Säntis nicht nur in sechs Länder schauen kann sondern auch nach Afrika.
Ozean statt Säntis
Vor rund 100 Millionen Jahren dehnte sich im Gebiet der heutigen Alpen und über Nord- und Mittelitalien ein kleiner Ozean aus. Er reichte bis zum heutigen Schwarzwald und dem Raum nördlich des Bodensees. Dort befand sich der Südrand des damaligen europäischen Festlandes. Die Nordküste des afrikanischen Kontinents lag in der Gegend des heutigen Rom.

Sowohl vor den Küsten Europas (in der heutigen Gegend des Säntismassivs) als auch Afrikas dehnten sich flache, nur wenig tiefe Schelfmeere aus, ähnlich der heutigen Nordsee. In der Mitte dieses Urmittelmeers jedoch lag ein mehrere tausend Meter tiefes Ozeanbecken.
Fossilien im NaturErlebnispark
So wurde auch Kalk aus dem Meerwasser ausgeschieden und zusammen mit den Kalkschalen von Meerestieren sedimentiert. Deshalb sind im Kalkgestein des Säntismassivs heute noch Fossilien zu finden. (siehe Box 1) Solches Sedimentgestein bildet heute den Felsuntergrund des Säntismassivs.

Dann setzte die Bewegung der afrikanischen Krustenplatte ein, die ja bis nach Rom reichte. Die Erdkruste «schwimmt» heute noch als feste Hülle auf dem heissen, zähflüssigen Magma des Erdinneren. Sie ist aus einzelnen Platten zusammengesetzt, die sich langsam bewegen, weil das Magma langsam umwälzende Strömungen aufweist.

Wenn zwei solche Platten sich gegeneinander zu bewegen und zusammen stossen, dann wirken unvorstellbar gewaltige Kräfte. Sie schieben vorerst das zwischen den Platten liegende Gestein, vor allem von Meeresböden mit dünner Kruste, zusammen.

Es kann sogar möglich sein, dass Teile vom Meeresboden über Hunderte von Kilometern Distanz übereinander geschoben werden. Der Zusammenstoss der afrikanischen mit der europäischen Krustenplatte bewirkte, dass ein Teil der Erdkruste in die Tiefe gepresst wurde, während sich die oberen Schichten in Falten legten.

Weil das Ozeanbecken immer noch weiter eingeengt wurde, wurden schliesslich ganze Gesteinsdecken über- bzw. ineinandergeschoben.
Aus dem Meer erhoben
Westlich des Rheins, also auch im Appenzellerland, wurden solche Gesteine wohl 80 bis 100 km nordwestwärts bewegt. Allerdings befanden sich diese Berge weiter südlich als heute, etwa am Südrand der heutigen Alpen.

Vor schätzungsweise 70 Millionen Jahren war der Stapel an Decken so mächtig, dass er begann, sich aus dem Meer zu erheben. Es bildeten sich Inseln, wie wir sie heute noch in der Ägäis vorfinden. Natürlich dauert eine solche Verschiebung lange. Pro Jahr sind es bloss einige Zentimeter, höchstens einige Dezimeter.

Für das Auge und unsere Sinne sind diese Verschiebungen unsichtbar und nur mit den modernsten Präzisionsinstrumenten zu messen. Wenn solche Verschiebungen während Jahrmillionen andauern (wie das bei den Alpen und somit auch beim Säntismassiv der Fall war), dann werden ganze Gebirge aufgetürmt. Die Bildung der Alpen, wie sie heute majestätisch thronen, verlief aber nicht wie am Schnürchen.

Säntismassiv als Frontgebirge der Alpen
Vor zehn Millionen Jahren erst stiess die afrikanische Platte noch stärker nach Europa vor. Wiederum wurden riesige Schichtpakete übereinander geschoben. An der Vorderfront kam es zu zahlreichen Falten: Der Säntismassiv als Frontgebirge der Alpen entstand: Die Molasse-Gesteinsserien wurden schräggestellt, in Pakete zerlegt und übereinander aufgeschichtet.

Diese Gesteinsschichten, in Falten gelegt, sind heute beim Säntismassiv geradezu zu erkennen. (siehe Box 2) Die Eiszeiten mit ihren mehr als 1000 Meter dicken Eispanzern gaben der Landschaft um den Säntis dann wortwörtlich den «letzten Schliff», indem selbst das harte Gestein rund um den Säntis abgeschliffen wurde.

Erosion neutralisiert Hebung
An sich ist das Heben der Berge durch die Kollision von afrikanischer und europäischer Kontinentalplatte noch nicht zum Stillstand gekommen. Aber der Säntis wächst nicht weiter in die Höhe. Die Verwitterung durch Regen, Schnee, Frost, Sommerhitze, aber auch chemische Stoffe bei, die sich im Wasser und in der Luft befinden, verursacht eine leichte Abnützung der Felsen, sozusagen ein Abtragen der Berge.

Es ist ziemlich genau so stark wie die Hebung der Säntis dürfte also auch unsern Nachkommen mit der gleichen Höhe noch erhalten sein! Das geschieht nicht einfach wirkungslos: Unsere Berge sind, was wir gerne vergessen, immer noch in Bewegung.


NaturErlebnispark Schwägalp/Säntis
Riesengross ist der Ammonit, welchen der Säntisgast auf dem Gipfel bestaunen kann. Der höchste Punkt auf dem Säntis besteht aus Seewenkalk, einem Gestein, das vorwiegend aus Schalenresten von Meeresplankton besteht. Grosse Fossilien sind hier äusserst selten. Umso erstaunlicher ist die Grösse des Ammonitengehäuses und deutet darauf hin, dass dieser Einzeller in grosser Meerestiefe gelebt hat.


Geologie-Steinpark
Der Geologie-Steinpark direkt beim Berghotel Schwägalp offenbart Millionen Jahre alte Geheimnisse. Die Anschauungsobjekte werden auf einem schneckenförmigen Weg im NaturErlebnispark Schwägalp/Säntis präsentiert. Zusammen mit spannenden Informationen wird auf engstem Raum die Erdgeschichte des Säntismassivs vor Augen geführt. So werden die Steine sozusagen lebendig und begeistern für die Geologie im Säntisgebiet. Der weltberühmte Schweizer Geologe Albert Heim hat es ja einmal als «das geologisch schönste Gebirge der Welt» bezeichnet.

Appenzell AusserrhodenAppenzell Ausserrhoden / 04.06.2007 - 14:01:00