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«Ich musste vor Freude weinen»

Ski. Roland Schneider gewann an der Winter-Olympiade für Gehörlose 3 Medaillen. appenzell24 erzählt er, warum ihm die Tränen kamen und was für ihn das Schwierigste am Skifahren ist.

Seit Montag der vergangenen Woche sind sie wieder zu Hause in Appenzell. Wie fühlen Sie sich nach Ihrem grossen Erfolg in Salt Lake City?
Mit den drei Medaillen ist für mich ein lang ersehnter Traum in Erfüllung gegangen. Wir konnten in diesem Winter wegen des Schneemangels nicht sehr viel Trainieren; trotzdem habe ich alles gegeben und den Sieg aus meiner Sicht verdient. Bevor ich nach Salt Lake City reiste, war ich mir unsicher, ob ich Chancen auf eine Medaille habe. Aber ich habe einfach positiv gedacht, und jetzt, nach meinem Erfolg, bin ich sehr glücklich und stolz.

Wie haben Sie die Tage in Amerika erlebt?
Ich war mit der Gehörlosen Skinationalmannschaft zwei Wochen dort. In der erste Woche standen die Trainingsprogramme an und in der zweiten Woche waren dann die Wettkämpfe. Es war eine sehr strenge Zeit, da wir eigentlich jeden Tag auf den Skiern standen, nur der Mittwoch war ein Ruhetag. Ich habe es sehr genossen, nach den Rennen einmal wieder auszuschlafen.

Wurden Sie am Flughafen oder in Appenzell speziell empfangen?
Ja das wurde ich. Meine Frau Veronika kam mit unseren Kindern, die extra schulfrei bekamen, zum Flughafen. Im Weiteren empfingen mich dort meine restlichen Familienmitglieder und meine gehörlosen Freunde aus der Ostschweiz, die sogar die Clubfahne schwangen. Auch die Familie meiner Frau war extra aus Nidwalden angereist und winkte mit vielen schönen Transparenten. Ich war sehr gerührt und musste vor Freude weinen. Am Abend wartete in Appenzell ein Empfangsapéro auf mich. Zusammen mit meiner Familie, Freunden und Arbeitskollegen haben wir auf meine Medaillen angestossen. Es war ein wunderbarer Tag und er bleibt für mich die schönste Erinnerung überhaupt.

Sie haben drei Medaillen in die Schweiz geholt. Hätten Sie mit einem solchen Erfolg gerechnet?
Ich erhoffte mir zumindest eine Medaille. Aber dass es gleich drei werden, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Vor allem weil wir wegen der schlechten Schneeverhältnisse wirklich selten Trainieren konnten. Ich dachte, dass ich in den USA keine Chancen habe, weil dort die Konkurrenz – vor allem aus Europa – sehr stark ist. Als ich dann von der Goldmedaille in der Abfahrt erfuhr, war ich überglücklich. Das Ergebnis war mit 0,01 Sekunden vor dem starken Italiener Aaron Nider sehr knapp. Das Swiss-Skiteam holte insgesamt vier Medaillen. Der Berner Philipp Steiner fuhr in der Abfahrt auf Platz 3.

Sie waren in den drei Kategorien Super G, Abfahrt und Kombination erfolgreich. In welcher fühlen Sie sich allgemein am wohlsten?
Abfahrt und Super G sind meine stärksten Disziplinen. Vor vier Jahren bei der Deaflypmics in Schweden holte ich Bronze in der Abfahrt und Silber im Parallelslalom. Aber ich denke, dass ich allgemein im Skisport stark bin. So war beispielsweise die Kombination zum ersten Mal im Programm an der Deaflympics, und auch da holte ich Silber.

Wie sind Sie zum Skisport gekommen?
Ich bin in Appenzell aufgewachsen und war im Winter praktisch immer auf der Piste, da wir nur unweit vom Skilift wohnten. Seit 1990 bin ich nun in der Skinati für Gehörlose. Ich liebe den Schnee und die Natur im Allgemeinen. Sport begeistert mich aber auch über das Skifahren hinaus. So interessiert mich auch Fussball oder Mountainbike. Im Winter fahre ich aber vor allem Ski

Welche Umstände bezeichnen Sie als besonders schwierig, als Gehörloser Ski zu fahren?
Die Schwierigkeit für gehörlose Skifahrer ist für Hörende eine Selbstverständlichkeit. Die Hörenden hören wie sich die Skier auf dem Schnee und in den Kurven verhalten. Sie hören den Fahrtwind. Gehörlose müssen alles mit dem ganzen Körper erspüren. Es gibt auch gehörlose Skifahrer, die mit Gleichgewichtsproblemen, beispielsweise durch einen Hörsturz, zu kämpfen haben, aber trotzdem Skifahren. Dieses Handicap habe ich Gott sei Dank nicht.

Wie geht es jetzt für Sie weiter. Welches sind ihre nächsten Ziele?
Jetzt will ich meinen Erfolg zuerst einmal geniessen. Ich werde weiterhin den Internationalen Alpencup für Gehörlose bestreiten, der meistens nur zwei bis drei Mal im Jahr in verschiedenen Ländern stattfindet. Im nächsten Jahr findet dann die Europameisterschaft in Österreich statt. Ich weiss noch nicht, wie lange ich noch Skifahren werde. Ich bin jetzt 36 Jahre alt und möchte im Moment viel Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich habe zwei Buben im Alter von neun und sieben Jahren. Für die beiden will ich mir künftig mehr Zeit nehmen.


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Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 21.02.2007 - 11:02:00