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«Zu Lob und Dank Gottes»

1533 erhielt St.Gallen sein erstes Kirchengesangbuch. Es war das erste in der deutschsprachigen Schweiz überhaupt; initiiert und zusammengestellt durch den St.Galler Schulmeister und Prediger Dominik Zili. Heute existiert nur noch ein einziges Exemplar. Frank Jehle, Theologe und ehemaliger Uni-Pfarrer, gibt es nun neu heraus – samt historischer und theologischer Einordnung.

Zwar habe die Gemeinde schon vor der Reformation ab und an – etwa zu Weihnachten – ein deutsches Kirchenlied gesungen, schreibt Frank Jehle, Theologe und ehemaliger Pfarrer an der Universität St.Gallen, in seinem Nachwort zum ersten St.Galler Kirchengesangbuch. Doch erst mit der Reformation sei der gemeinsame Gesang sonntäglich im Gottesdienst eingezogen. Nicht überall.

Huldrych Zwingli duldete in Zürich nur das Wort. St.Gallen war da offener. Obwohl die St.Galler ihre Orgel aus der Stadtkirche St.Laurenzen entfernt hatten, gehörte das gemeinsame Singen deutschsprachiger Kirchenlieder schon früh zum Gottesdienst. 1533 gab dann der St.Galler Schulmeister und Prediger Dominik Zili den Anstoss zu einem eigenen Gesangbuch. Wenige Monate später sang die Gemeinde bereits aus dem Büchlein «Zu Lob und Dank Gottes».

Ein einziges davon ist bis heute erhalten geblieben, steht in der Herzog-August-Bibliothek im deutschen Wolfenbüttel und galt lange als verschollen. Jehle hat es nun neu aufgelegt, wo nötig den Liedern Erklärungen beigefügt und das Werk in einem längeren Nachwort historisch und theologisch eingeordnet.

Jost Hochueli, bekannter St.Galler Buchgestalter, gab dem Buch die typografische Form. «Das Gesangbuch ist eine historische Quelle allerersten Ranges und gibt tiefe Einblicke in die damalige Spiritualität», sagt Jehle zur Motivation, das Büchlein fast fünfhundert Jahre später neu heraus zu geben.

Das Gesangbuch sei theologisch streng geordnet. Und Zili habe es überdies verstanden, in seinem Büchlein «die besten Ströme damaligen reformatorischen Liedgutes» zu vereinigen, zitiert Jehle einen intimen Kenner des evangelischen Kirchenliedes.

Auffällig sei, dass über den 28 Gesängen ein puritanisch-herber Ernst liege. Denn wenige Jahre nach der Reformation war es den Menschen nicht nach Jubelgesängen zumute. Viel mehr baten sie Gott um Beistand – etwa im Kampf um die neu gewonnenen Freiheiten der Reformation.

 

St.GallenSt.Gallen / 08.09.2010 - 09:30:28