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Klausurtagung im Zeichen der Bildungspolitik

Bildungspolitische Fragen standen im Zentrum der traditionellen Klausurtagung der FDP-Kantonsratsfraktion in Wildhaus vom 27. Und 28. August. Schwerpunktmässig behandelt wurden die Rolle der Lehrpersonen sowie der Wert von Schulreformen.

Wildhaus, 28. August 2010 | Bildung ist die wichtigste Ressource der Schweiz. Einen entsprechend hohen Stellenwert geniesst die Bildungspolitik im Parteiprogramm der FDP des Kantons St.Gallen – für unseren Kanton soll nur das beste Schulsystem gut genug sein.

Anlässlich ihrer diesjährigen Klausurtagung in Wildhaus richteten die Mitglieder der FDP-Kantonsratsfraktion, Vertreter des Fachausschusses Bildung sowie Gäste den Fokus auf die Herausforderungen im Schulbereich.

Ausgewiesene Spezialisten führten in ihren Referaten den rund 40 Anwesenden die aktuellen Problemstellungen vor Augen. Die gewonnenen Einsichten wird die FDP im Kantonsrat alsbald in konkreten Vorstössen umsetzen, wie Fraktionschef Andreas Hartmann erklärte.

Gute Schule setzt qualifizierte Lehrkräfte voraus
Die Lehrpersonen standen im Zentrum der angeregten Diskussionen vom Freitag. Kurt Hofacher lieferte eine Bestandesaufnahme in Bezug auf das Anforderungsprofil sowie auf die Selbsteinschätzung hinsichtlich des Berufsbildes der Lehrer.

Hofacher, seines Zeichens Erziehungswissenschaftler und ehemaliger Projektleiter Lehrerbildung im Bildungsdepartement, betonte, dass die Lehrberufe in den letzten Jahren anspruchsvoller und belastender geworden sind. Angesichts des sich abzeichnenden Lehrermangels bestehe Handlungsbedarf, die Attraktivität der Lehrberufe zu erhöhen.

Zeitgemässe Arbeitsbedingungen und eine Verbesserung des Images der Lehrkräfte seien gewiss nicht gratis. Es handle sich hier aber um eine lohnende Investition in die Zukunft. Dass Anpassungsbedarf besteht, betonte auch Thomas Rüegg, Schulpräsident und Stadtrat von Rapperswil-Jona.

Der Lehrerberuf biete derzeit keine Entwicklungsperspektiven und Rollenvariationen. Gehandelt werden müsse insbesondere hinsichtlich des Berufsauftrags sowie der Anzahl und der Ausgestaltung der Pflichtlektionen.

Frauenmacht macht Buben nicht schwach
Thomas Rhyner, Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der PHSG, widerlegte an der Klausurtagung die populäre These, wonach die hohe Zahl an Frauen im Lehrberuf dafür verantwortlich sei, dass Knaben schlechtere Schulleistungen erzielen als Mädchen.

Geschlechterspezifische Leistungsunterschiede seien zwar nachweisbar – doch sei die Begründung dafür trivial: Die Mädchen strengen sich tendenziell mehr an, während die Buben das Verpasste als junge Männer in Weiterbildungen nachholen. Rhyner warnte davor, „Quotenmänner“ als Lehrer einzustellen. Hingegen sei es nötig, die Väter vermehrt in Erziehungsfragen mit einzubeziehen.

Bildungsreformen nach ihren Wertvorstellungen hinterfragen
Reformstau oder Reformitis im Bildungswesen? So lautete die Leitfrage zu den Referaten und Diskussionen vom Samstag. Rolf Dubs, HSG-Professor und international gefragter Bildungsexperte erörterte den Zuhörern die Merkmale und Probleme von Schulreformen.

Deren hohe Kadenz und teilweise Widersprüchlichkeit erklärt sich Dubs mit dem, was er selbst als „Pendelschläge der Pädagogik“ bezeichnet: Zeitgeist, empirische Studien, normative Vorstellungen von Schule und Opportunismus schlügen sich auch im Bildungswesen nieder.

Reformen seien zwar nicht per se schlecht, doch müssten sie jeweils nach den Wertvorstellungen hinterfragt werden, auf denen sie basieren. Dubs machte konkrete Vorschläge, wie eine leistungsfähige Schulorganisation aussehen könnte. So fordert er unter anderem die Umsetzung des Konzeptes teilautonomer Schulen sowie alle 7 bis 10 Jahre ein Freisemester für Lehrer zu Fortbildungszwecken.

Mit der Teilrevision des Mittelschulgesetzes steht im Kantonsrat in naher Zukunft eine Reform an. Arno Noger, ehemaliger Rektor der Kantonsschule am Burggraben und Mitglied der kantonsrätlichen Bildungsgruppe, hätte sich ein mutigeres Vorgehen erhofft. Eine Totalrevision des mittlerweile 30 Jahre alten Gesetzes wäre zielführender gewesen, so Noger. Er fordert die Einführung eines eigenen Mittelschulrats mit klar umschriebenen Kompetenzen, um so die strategische Führungsebene deutlich von operativen Fragen abzugrenzen.

Die Diskussion, ob an allen Mittelschulen Untergymnasien eingeführt werden sollen, bildete den Abschluss der Tagung. Kantonsrätin Helga Klee erteilte dem Ansinnen eine klare Absage.

Nicht zuletzt würden Untergymnasien den Oberstufenschulen leistungsstarke Jugendliche entziehen, warnt die Präsidentin der Oberstufenschulgemeinde Mittelrheintal (OMR). Eine Alternative zu Untergymnasien wird an der OMR bereits praktiziert. Die Klassen mit erhöhten Anforderungen zeitigten gute Erfolge, sagte Klee.

 

St.GallenSt.Gallen / 30.08.2010 - 09:21:50