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«Ein halbes Leben» – Arbeitswelt im Wandel

Unsere Arbeitswelt ist im Umbruch. Welche Erfahrungen Erwerbstätige mit dem Wandel machen, haben Soziologen der Universität St.Gallen (HSG) gemeinsam mit Forschern in Deutschland, Österreich und der Schweiz untersucht.

Das Ergebnis des Dreiländerprojekts ist ein Band mit über 50 Portraits von Beschäftigten, erschienen im UVK Universitätsverlag Konstanz. Während der Vernissage am Donnerstag, 19. August 2010 stellten die Forscher Franz Schultheis, Michael Gemperle und Berthold Vogel die Neuerscheinung in der St.Galler Buchhandlung Comedia vor.

Für ihr Buch «Ein halbes Leben» sprachen die Forscher mit mehr als 50 Erwerbstätigen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Befragt wurden Chefarzt, Verwaltungsangestellte, Putzhilfe, Anwalt, Kinderhortleiterin, Industriearbeiter und viele andere.

Das daraus entstandene Panorama an soziologischen Porträts von Berufsmenschen unter-schiedlichster Branchen und Statusgruppen eröffnet neue Einblicke in den Wandel der Arbeitswelten in den vergangenen 20 Jahren.

Fehlende Wertschätzung am Arbeitsplatz
«Jetzt zählt nur mehr das Stück, der Mensch nicht mehr», klagt etwa die Lagerarbeiterin. «Diese Wertschätzung, die ist einfach nicht mehr da», sagt die Apothekerin.

«Wir Älteren haben bessere Zeiten erlebt», glaubt der Automechaniker. «Eine Umstrukturierung jagt die andere. Viele bestehende Netzwerke in der Jugendarbeit wurden zerschlagen», berichtet die Sozialarbeiterin eines deutschen Jugendamtes.

Der österreichische Postbeamte sieht seine Arbeit als «reinen Broterwerb, nichts weiter. Meine Arbeit ist stumpfsinniger geworden.» Durch die Briefsortiermaschine fühlt er sich vom geographisch versierten Briefträger zum «Knopfdrücker» degradiert. So unterschiedlich ihre Berufe und Lebenswege auch sind, ihre Aussagen gleichen sich doch in verblüffender Weise.

Die Erwerbstätigen berichten vom körperlichen und psychischen Leiden an und bei der Arbeit, aber auch von Freude und Berufsstolz. Die meisten machen ihre Arbeit gerne, kämpfen jedoch mit Bedingungen, die ihre Arbeit zunehmend nur an ihrer Rentabilität messen. Während der Buchvernissage diskutierten Franz Schultheis, Michael Gemperle und Berthold Vogel Textpassagen aus einzelnen Interviews.

Die Erfahrungen der Arbeitenden verstehen
Franz Schultheis und seine Kollegen legen mit «Ein halbes Leben» eine Sammlung von Zeugnissen aus einer Arbeitswelt im Umbruch vor. Sie sind dabei einer verstehenden soziologischen Methode verpflichtet.

«Nicht bemitleiden, nicht auslachen, nicht verabscheuen, sondern verstehen!» (Zitat Pierre Bourdieu) lautet die Devise dieses Typs soziologischer Forschung. Ihr Buch gleicht einem schillernden Kaleidoskop, das einen kostbaren Einblick in die Arbeitswelt unter dem Vorzeichen eines neuen Geistes des Kapitalismus bietet.

St.GallenSt.Gallen / 19.08.2010 - 17:00:00