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Wie arm können in der Schweiz Arme sein?

Alter, Armut und Ausgrenzung umfassen anspruchsvolle Herausforderungen für Individuum, Familie und Gesellschaft – vielen ist dies zuwenig bewusst.

Die Institutionen Pro Senectute Kanton St. Gallen, Internationale Bodensee Konferenz und Senioren Plattform Bodensee lancieren am 1. Oktober 2010 in Goldach eine Fachtagung zum Thema «alt, arm, ausgegrenzt», dabei kann – neben den Berufsleuten – auch die interessierte Bevölkerung teilnehmen.

Das gesellschaftliche Bild der Alten ist verzerrt. «Obwohl wir in der Schweiz mit dem Sozialversicherungswesen mehrheitlich gut im Alter abgedeckt sind, kann dennoch bei verschiedenen Personen Altersarmut und Isolation entstehen», sagt Thomas Diener, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Stiftung Pro Senectute Kanton St.Gallen und einer der Organisatoren der Fachtagung. Mit der demografischen Entwicklung wird sich die Situation verschärfen.

«Leben mit wenig Spielraum – Armut im Alter»
Die Fachtagung betrachtet mit versierten Referentinnen und Referenten diverse Aspekte, konkret geht es um die Sicht von Wissenschaft, Forschung, Politik und die Praxis im Alltag.

Thomas Diener erklärt: «Mit der Studie „Leben mit wenig Spielraum – Armut im Alter“ konnte die Pro Senectute aufzeigen, dass in den ärmsten Rentnerhaushalten das verfügbare Einkommen während der letzten Jahre stark gesunken ist, jeder zehnte Rentnerhaushalt über weniger als 10’000 Franken Vermögen verfügt und rund ein Drittel der Pensionierten erzielt ausschliesslich Renteneinkünfte aus der AHV.

Ausgaben wie Umzugskosten, Verschreibungen von nicht kassenpflichtigen Medikamenten, Kosten für Hilfsmittel, die ein Wohnen in den eigenen vier Wänden erst möglich machen, vor allem aber auch hohe Steuern und Gebühren belasten dieses Budget über die Massen.

Anhaltende Engpässe, Verschuldungen und ein individueller Rückzug aus dem sozialen Leben, also die Vereinsamung, weil man sich sonst nichts mehr leisten kann, alle diese Aspekte nehmen zu.» Auch die Arbeitslosigkeit in den Altersgruppen der 45- bis 65-jährigen Personen wird Spuren hinterlassen; und immer

mehr Alte werden durch die sozial-politischen und juristischen Maschen fallen.

Gesellschaft und Politik für Alter und Armut sensibilisieren
Das Dreisäulensystem und die Ergänzungsleistungen (EL) sind nützlich, aber viele ältere Menschen haben Hemmungen zustehende Leistungen in Anspruch zu nehmen. «Ein anderes Problem ist, wenn allfällige kantonale oder kommunale Zusatzleistungen nicht alle notwendigen Lebenshaltungskosten abdecken.

Zudem können Schwelleneffekte auftreten, wenn die Einkünfte der Betroffenen knapp über dem im Gesetz festgelegten Existenzminimum liegen, das frei verfügbare Einkommen aber kleiner ist als jenes von EL-Bezügerinnen und Bezügern», zeigt Thomas Diener auf.

Nach Altersexperte François Höpflinger bleiben drei bis vier Prozent der Rentnerinnen und Rentner trotz Ergänzungsleistung arm. Rund 12 Prozent der Rentenberechtigten in der Schweiz benötigen EL, würden also somit zu den Armen zählen, wenn es diese Transferleistung nicht gäbe.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnete sogar mit einem Armutsanteil von 18 Prozent der Altersbevölkerung vor Transferleistung.

 

St.GallenSt.Gallen / 18.08.2010 - 08:21:48