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AI: Ein Kanton wie jeder andere?

Appenzell. Früh bekannt gegebene Kandidaturen, keine spontanen Vorschläge im Ring: Bei der Landsgemeinde 2007 galten die Spielregeln der Restschweiz.

Ivo Bischofberger wirkt nicht wie ein Stratege. Sein freundliches, offenes Gesicht, die ruhige Art: So stellt man sich keinen Politfuchs vor. Aber der Oberegger hat sie alle auf dem linken Fuss erwischt. Er brach ganz bewusst das ungeschriebene Gesetz, laut dem niemand seine eigenen politischen Ambitionen selbst und frühzeitig bekannt gibt, sondern wartet, bis man vorgeschlagen wird. «Das Amt sucht den Mann, nicht der Mann das Amt», sagt man dazu in Innerrhoden. Bei ehrlicher Betrachtungsweise war es aber schon immer so, dass Leute mit Ambitionen ganz einfach hinter den Kulissen für ihre Sache weibelten, statt offen und ehrlich zu den Plänen zu stehen. Bischofberger hingegen stellte sich hin und erklärte, Ständerat werden zu wollen – zu einem Zeitpunkt, als noch kein Mensch von den Wahlen sprach und sich andere Kandidaten brav im Verborgenen hielten. Die Rechnung ist aufgegangen, Bischofberger ist Ständerat.

Keine spontanen Vorschläge
Durchgesetzt hat er sich gegen zwei andere Männer, die – von Bischofberger beflügelt – auch relativ früh ihre Kandidatur erklärten. Weitere Vorschläge gab es im Ring nicht. Natürlich: Wenn drei fähige Personen sich zur Wahl stellen, ist das bereits eine schöne Auswahl. Aber die Innerrhoder Landsgemeinde war bisher berühmt dafür, eine Dynamik auszulösen, die Raum gibt für kreative, überraschende Vorschläge. Solche blieben aus, und damit war der Weg frei für den Kronfavoriten, den im Vorfeld die meisten Gruppierungen unterstützten. Dasselbe Bild beim Säckelmeister: Dieses zentrale Querschnittamt – der Finanzdirektor muss sich in jedes Departement einmischen können – wurde quasi nebenbei innerhalb weniger Sekunden vergeben. Gewählt ist mit Sepp Moser einer, der mit Sicherheit hoch qualifiziert ist. Dennoch auch hier die Frage: Geben sich die Innerrhoder nun und in Zukunft immer mit der vorgegebenen Auswahl zufrieden?

Kaum mehr Unterschiede
Es gibt eine ganz konkrete Gefahr, wenn es so ist. Die Landsgemeinde ist mit Sicherheit die weltweit schönste gelebte Form der Demokratie. Aber alle, welche die Landsgemeinde lieben, betonen immer, sie dürfe nicht zur reinen Folklore verkommen. Wenn nun künftig die Landsgemeinde einfach nur noch die Wahl zwischen Personen fällt, die im Vorfeld wochenlang aufgebaut wurden – wo genau unterscheidet sie sich dann rein politisch betrachtet von einem Urnengang? Ist es nicht gerade die Spontaneität, die Unberechenbarkeit, das «Rebellenhafte», das die Landsgemeinde – und damit die Innerrhoder – immer auszeichnete?

Erfolg liegt im Unterschied
Dafür sorgen, dass dieses Element der Überraschung zurückkehrt, können nur die Stimmbürger selbst. Die Gruppierungen wollen – mit Recht – ihre Interessen wahren und ihre Kandidaten durchbringen. Umso mehr ist die Zivilcourage gefragt. Das auszusprechen, was man denkt – auch und erst recht im Ring – gehört zu den Dingen, die Innerrhoden von anderen Kantonen unterscheiden. Und zu seinem Erfolg beitragen.

Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 30.04.2007 - 09:53:00