Alkohol: Die Sache mit dem «Vorbild»

Wenn es um Alkohol und Tabak geht, wird stets von der Vorbildfunktion der Erwachsenen gesprochen. Aber schaffen Verbote Vorbilder?

Die Idee, den Verkauf von Alkohol ab 21 Uhr zu verbieten, möchte ich an dieser Stelle gar nicht gross kommentieren. Meine Leserinnen und Leser kennen den Heri Sauer allmählich und wissen vermutlich, was er davon hält. Mir geht es dieses Mal mehr um ein Argument, das auch in dieser Diskussion wieder fällt: Dasjenige der Vorbilder.

Das Alkoholverbot wird zwar vor allem mit Blick auf die steigende Zahl der Saufgelage von Jugendlichen in Erwägung gezogen, betroffen wären davon aber auch die Erwachsenen. Diese, so die These, sollen mit gutem Beispiel vorangehen, eben Vorbilder sein. Ich glaube, da herrscht ein massives Missverständnis darüber, wann jemand ein Vorbild ist. Ich bin doch der Jugend kein Vorbild, nur weil ich mich aufgrund eines Verbots nicht sinnlos betrinke – ich bin nur ein Vorbild, wenn ich freiwillig darauf verzichte. Oder ist jemand ein Vorbild, weil er seinen Nachbarn nicht absticht und seine Schwiegermutter nicht bestiehlt? Das Einhalten von Verboten schafft keine Vorbilder.

Ein tolles Vorbild für Jugendliche ist zum Beispiel ein populärer Sportler oder Sänger, der findet: «Ich brauche keinen Alkohol, mir gehts auch so gut.» Aber wenn der Sportler sagt: «Ich würde mich gerne jeden Abend ab 21 Uhr besaufen, aber leider wird dann kein Alkohol mehr verkauft» – wo bitte sehr soll da eine Vorbildfunktion liegen?

Also: Macht bezüglich Alkoholverbot, was Ihr wollt, mein Weinkeller ist gerüstet. Aber hört mir auf mit diesem Vorbild-Gerede.