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Droht uns eine «Verslummung»?

Herisau. Sprayereien, verstreute Abfälle, zerbrochene Flaschen, Beschädigungen: Bürger fordern vom Gemeinderat ein schärferes Vorgehen.

Es ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Verwüstungen und Beschädigungen haben in der Vergangenheit stark zugenommen. Insbesondere an den Wochenenden – explizit nach Partys oder Festanlässen – trifft man vielerorts eine Spur der Verwüstung vor. Von einer Ausnahmeerscheinung kann hier nicht mehr die Rede sein, wie Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden bestätigt. «Ganz grundsätzlich haben wir bei uns eine Zunahme der Probleme – insbesondere mit Jugendlichen – zu verzeichnen», erklärt er. Hierbei ginge es weniger um Schlägereien sondern vielmehr um Ereignisse im Zusammenhang mit übermässigem Alkoholkonsum.

Zögert die Behörde?
Das hat nun auch einen Bürger von Herisau auf den Plan gerufen. In einem Brief an den Gemeinderat will Christoph Neeracher wissen, welche Massnahmen zur Eindämmung dieser Probleme getroffen werden können. «Nach bald jedem Wochenende sind an verschiedensten Treffpunkten die Spuren der nächtlichen Partys in Form verscherbelter Flaschen, achtlos verstreuter Abfälle, Sprayereien, Spucke und Erbrochenem sichtbar», schreibt Neeracher.

Nach Auskunft der Polizeiorgane werden die bekannten Treffpunkte im Rahmen nächtlicher Kontrollen in regelmässigen Abständen aufgesucht und die Jugendlichen zu Mässigung und Ordnung angehalten. Bei Exzessen würden auch schon mal die Personalien von Rädelsführern aufgenommen. «Mehr als diese offensichtlich wirkungslose und damit frustrierende Sisyphusarbeit kann die Polizei nicht tun, da von der zuständigen Gemeindebehörde offenbar nur zögerlich Anzeigen erfolgen», so Neeracher weiter. Die zunehmende Verslummung durch eine Minderheit jugendlicher Vandalen sei indes auch den Behörden bekannt.

Neeracher und weitere Unterzeichnende des Schreibens wollen vom Gemeinderat konkret wissen, welche Massnahmen er vorsieht, um dieser negativen Entwicklung Einhalt zu gebieten und den zunehmenden Vandalismus kategorisch und nachhaltig zu unterbinden.

Hartes Vorgehen gefordert
Einen möglichen Vorschlag bringt Christoph Neeracher denn in einem Leserbrief gleich selber in die Diskussion ein. «Wer öffentlichen und privaten Grund mit Spucke, Zigarettenstummel, Kaugummis, seinem Mageninhalt, aller Art von Getränkeleergut und sonstigen Abfällen verunreinigt, wer fremdes Eigentum besprayt oder vorsätzlich beschädigt, wird nicht nur saftig gebüsst, er oder sie haben unverzüglich und persönlich für die Reinigung und Instandstellung gerade zu stehen.» Genau so sei mit Hundehaltern zu verfahren, die den Kot ihrer Vierbeiner nicht aufnehmen. «Wiederholungstätern und Uneinsichtigen droht die Einweisung in geeignete Arbeits- und Erziehungseinrichtungen, wo sie zusammen mit Hooligans und anderen Gewalttätern unter humanen aber harten Bedingungen elementarste Anstandsregeln, Disziplin, Achtung und Respekt gegenüber Mitmenschen und fremden Eigentum zu verinnerlichen haben.»

Eltern sind mitverantwortlich
Kann die ganze Sache allenfalls mit einer höheren Polizeipräsenz bereinigt werden? Laut Hanspeter Krüsi wäre das nur ein von mehreren Massnahmen. «Unsere Ressourcen sind begrenzt. Zwar steht der Grossteil der Bevölkerung hinter einem Ausbau der Präsenz, aber bis diese wirklich greifft, braucht es Zeit. Die Polizisten müssen zuerst ensprechend geschult werden.» In Herisau hat man erste Schritte bereits eingeleitet, mit einem Ausbau und mit Änderungen der Dienstzeiten. Grundsätzlich stehen aber auch die Eltern der Jugendlichen in der Verantwortung. Aber eine vollständige Kontrolle ist niemals möglich. Das hat auch mit dem veränderten Ausgangsverhalten zu tun. «Die meisten Jugendlichen gehen erst um 22 oder 23 Uhr in den Ausgang, also wenn die Eltern schon zu Bett gehen», so Hanspeter Krüsi.

Übrigens ist nicht nur in Ausserrhoden eine Zunahme solcher Taten festzustellen. Wie Paul Broger von der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden berichtet, sei auch dort die Problematik grösser geworden. «Es ist leider feststellbar, dass die Sachbeschädigungen spät in der Nacht an Wochenenden oder bei Festanlässen zugenommen haben.»

Gewalttaten in St.Gallen
Weniger mit Beschädigungen als vielmehr mit Jugendgewalt hat die Stadt St.Gallen zu kämpfen. Laut Regierungsrätin Karin Keller-Sutter, Vorsteherin des Justiz- und Polizeidepartementes, sind die Gewaltdelikte in den vergangenen 30 Jahren stetig angestiegen. Auch für sie ist eine höhere Polizeipräsenz nur eine von vielen möglichen Massnahmen. Im Kanton St.Gallen sei seit 2004 die Präsenz der Polizei im öffentlichen Raum vor allem in der Nacht stark erweitert worden. «Ausserdem sind wir daran, einen polizeilichen Jugenddienst aufzubauen. Die Jugendkontaktpolizisten leisten eine sehr wirkungsvolle Arbeit, die präventiv und repressiv ausgerichtet ist. Sie halten sich dort auf, wo auch die Jugendlichen sind, sehen im Kontakt mit Intensivtätern und ihren Eltern und ermitteln bei Jugenddelikten. Der Dienst läuft als Pilot in der Polizeiregion Fürstenland-Neckertal», so Karin Keller-Sutter.


Ihre Meinung ist gefragt
Welche Massnahmen müssten ergriffen werden, um die Problematik zu bekämpfen? Haben auch Sie eine Zunahme solcher Delikte feststellen können? Ihre Meinung interessiert uns. Schreiben Sie uns an redaktion@appenzell24.ch. Eine Auswahl der Einsendungen werden wir demnächst veröffentlichen.

Appenzell AusserrhodenAppenzell Ausserrhoden / 12.07.2007 - 10:37:00