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Ein Mann und seine Hassliebe

Oh nein, ich werde nicht zu einem rührseligen Nachruf auf die Halle 7 anstimmen. Denn ich habe diese Halle gehasst. Theoretisch wenigstens.

23. Oktober 2000, irgendwann gegen Mitternacht. Das Telefon klingelt. Ich wanke schlaftrunken zum Apparat. «Die Halle 7 brennt», brüllt es mir entgegen. Mit Mühe erkenne ich die Stimme eines Berufskollegen, der seine Erregung gar nicht erst verbirgt. Kein Wunder. Jahrelang hatten wir uns gefragt, wie diese permanent mit Angeheiterten überfüllte Halle so lange heil bleiben konnte, immer wieder hatten wir das mögliche Schreckensszenario eines Einsturzes oder eines Brandes thematisiert, ganz nach dem Motto: «Was wäre, wenn…?» Und nun, tja, nun: Es war.

Eigentlich…
Ich betrete keine Beiz, in der es mehr Menschen als Sitzgelegenheiten hat. Ich gehe nirgendwo hin, wo ich meine Stimmbänder überdurchschnittlich beanspruche, um ein Bier zu bestellen. Und mich bringt man in keine Lokalität, in der man auf Tuchfühlung geht mit Leuten, die man freiwillig niemals anfassen würde. Und dennoch war ich bis zu jener legendären Feuersbrunst am 23. Oktober 2000 regelmässiger Besucher der Halle 7. Nicht allabendlich, Gott bewahre, aber zwei bis drei Mal pro Olma kämpfte ich mich durch die Menschenmassen.

… aber…
Die Erklärung für diesen scheinbaren Widerspruch ist die Hassliebe, die mich – und viele andere – mit der Halle 7 verband. Natürlich war ein Aufenthalt dort im Grunde unvereinbar mit der Menschenwürde. Klar habe auch ich geflucht, wenn mir mal wieder versehentlich eine Stange Bier in den Kragen geschüttet wurde. Aber andererseits: Wenn man mal einen Sitzplatz in einer lauschigen Ecke gefunden und verteidigt hatte und nur noch aufstehen musste, um gelegentlich einen Grillspiess oder eine Käseschnitte zu ergattern, dann gab es nicht sehr viele bessere Plätze auf dieser Welt.

… und dennoch…
In der Halle 7 habe ich unzählige alte Freunde wieder getroffen, die ich aus den Augen verloren hatte. Zugegeben: Demgegenüber steht die lange Liste der Leute, die ich eigentlich gar nie mehr sehen wollte und die mir in eben dieser Halle entgegen getorkelt sind. Das war allerdings halb so wild, denn die Halle 7 war eine Art real existierender Sozialismus: Hier waren wir alle gleich, vom Strassenwischer bis zum Bankdirektor, denn angesäuselt reden wir alle denselben Unsinn.

Erstaunlich, wie flüssig und problemlos der Übergang zur heutigen Halle 4/5 gegangen ist. Und wie selbstverständlich heute auf dem Gelände der früheren Halle 7 das Auto geparkt wird. Nostalgie? Fehlanzeige – richtigerweise. Denn ob wir nun den Appenzeller Alpenbitter in einer alten Holzhütte oder einer stahlträgerdurchzogenen Betonhalle zu uns nehmen, spielt keine Rolle. Die Halle 7 ist keine architektonische, sondern eine Gefühlsfrage. Oder um kurz zum Poeten zu avancieren: Die Halle liegt in uns allen…


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Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 04.10.2007 - 10:30:00