Eine Kantonalbank? – Haben wir!

Manchmal hat man direkt das Gefühl, den Kanton Appenzell Ausserrhoden gibt es eigentlich nur noch, damit den Innerrhodern die Themen für die Fasnacht nicht ausgehen.

Tatsache ist, dass früher die Ausserrhoder gerne Scherze auf Kosten der «Sioux» machten – so nennen einige Ausserrhödler ihre inneren Nachbarn -, heute aber die meisten Witze in umgekehrte Richtung laufen. Am Fasnachtsumzug in Appenzell jedenfalls waren einige der Wagen mit Ausserrhoder Motiven geschmückt.

Höhepunkt war ein schnuckliger kleiner Car, der in Anlehnung an die beliebten Kaffeefahrten die Ausserrhoder nach Innerrhoden brachten, damit sie dort ungestört rauchen konnten. Und ein weiteres Sujet waren natürlich die mögliche Rückkehr der Landsgemeinde und der Kantonalbank in Ausserrhoden.

Die Ausserrhoder Regierung hat nun den Bemühungen um eine Wiederbelebung der Kantonalbank eine Abfuhr erteilt. Das gegen den Wunsch von Finanzdirektor Köbi Frei, der das Ganze gerne noch etwas detaillierter untersucht hätte. Vermutlich wird ihm das Geld im Kopfkissen langsam zu unsicher, und so hätte er gerne wieder eine eigene Bank. Daraus wird nichts, und das ist auch nachvollziehbar. Die meisten Ausserrhoder sind froh, wenn sich niemand mehr an das KB-Debakel erinnert, und würde man jetzt weiter über eine Neugründung sprechen, so wäre das Thema wieder allgegenwärtig.

Andererseits haben die Hiobsbotschaften rund um die Milliardenabschreiber bei der UBS bei vielen Leuten wieder Lust auf das manchmal langweilig erscheinende, aber eben doch grundsolide Geschäftsgebaren der Kantonalbanken geweckt. Die sind natürlich wie jede Bank auch Risiken ausgesetzt, doch der Spielraum eines Instituts, das allen Bürgern gehört, ist doch kleiner – was Vor- und Nachteile bringen kann. Deshalb geniessen Kantonalbanken allgemein einen guten Ruf und gelten als sicher.

Insofern wäre eine Ausserrhoder KB natürlich verlockend. Gleichzeitig ist sie unnötig wie ein Kropf. Denn bitte sehr: Wir haben eine Appenzeller Kantonalbank. Und auch wenn diese den Sioux gehört: Ihr Name ist denkbar neutral, und kein Ausserrhoder wird daran gehindert, sein Geld dorthin zu bringen. Denn was die beiden Kantone, die sich gerne gegenseitig foppen, gemeinsam haben, ist das «Appenzell». Vielleicht würde man statt über visionäre Neugründungen besser über eine Zusammenarbeit beim bereits Bestehenden nachdenken.