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Espenmoos, der Hexenkessel

Fussball. Mit «Espenmoos - Fussball und Fankultur» erscheint im Appenzeller Verlag ein gelungenes Buch.

«Im St. Galler Stadtzentrum riecht es nach Bratwürsten, aber nicht im Stadion. Im Espenmoos riecht es nach Leidenschaft!». Mit diesen Worten brachte der Chilene Ivan Zamorano, der wohl beste Spieler der Geschichte des FC St. Gallen, 2004 auf den Punkt, was die Autoren zum Ausdruck bringen wollten.

«Wunderstürmer» – ein Zufallstreffer
Unter dem Titel «Ein Weltstar weckt das Espenmoos» schildert der St. Galler Journalist Andreas Kneubühler die Abläufe im Fussballgeschäft rund um den FC St. Gallen während der bewegten Achziger- und frühen Neunzigerjahre.

Die Hauptrolle gehörte «Bam-Bam Zamorano». Er schoss zwei Jahre lang traumhafte Tore für den FC St. Gallen und begeisterte als «Ivan der Schreckliche» das Publikum – trotzdem blieb der sportliche Erfolg weitgehend aus.

Kneubühler lässt aber nicht nur den «Wunderstürmer» wieder aufleben, er entschlüsselt dem Leser auch die Transferpolitik, nach der im Schweizer Fussball seit Jahrzehnten «der Zufall Regie führt».

Vereinsgeschichte mit Hochs und Tiefs
Wechselvoll spielte sich die Vereinsgeschichte des FC St. Gallen von jeher ab. Daniel Kehl, langjähriger Kolumnist im FCSG-Matchprogramm, berichtet von den Amateurliga-Jahren auf der Holztribüne bis zur Eröffnung der Haupttribüne, die 1969 mit dem Cupsieg und dem NLA-Aufstieg gefeiert wurde.

Ausserdem erläutert der leidenschaftliche Fussball-Supporter den verbissenen Kampf um die Nummer Eins in der Ostschweiz mit dem Stadtrivalen SC Brühl sowie den Umzug der Fans auf die Südkurve 1982, der als Startschuss für die Erfolgszeit unter Trainer Helmuth Johannsen gilt.

«Schoppen und Kicken» Im Sommer 2008 löst die AFG Arena das Espenmoos als Stadion des FC St. Gallen ab. Die beiden Kulturjournalisten Marcel Elsener und Peter Surber setzen sich – wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise – mit dem Ende einer fast hundertjährigen Ära auseinander.

In seinem Beitrag «Vom Heiligkreuz ins Autobahnkreuz» wertet Elsener den Umzug als «todsicheres Verlustgeschäft – für Herz, Geist und Geschichte»; Gewinn verhiesse indes die Kombination von «Schoppen und Kicken» am neuen Ort.

Surber blendet zurück in die eigene Kindheit, als er die Spiele im «Espenmoos» noch auf Augenhöhe mit den Spielern verfolgen konnte. Inzwischen ist Surber zum distanzierten Zuschauer geworden, da er mit den «Kollektiv-Aufwallungen im Espenmoos nicht mehr mitkomme».

«Südkurven-Gesang» auf 50 Seiten
Was die Seele der Fussballgänger bewegt und wie sich Fankultur heute äussert, gibt WoZ-Reporter und Mitherausgeber Daniel Ryser in einem 50-seitigen «Südkurven-Gesang» wieder. Dreissig St.Galler Ultras – fussballverrückte Jugendliche – reden ungeschminkt über ihre kollektive Leidenschaft.

Der Fanclub des FC St.Gallen verstand sich in seinen Anfängen als straff geführter Verein. Es gab klare Richtlinien: Bereits im Februar 1980 wurde erstmals ein Vereinsmitglied wegen Randalierens auf dem Spielfeld und pöbelhaftem Benehmen vom Supporter-Club des FC St.Gallen ausgeschlossen.

Überraschende Einblicke
Die Macher des Buches «Espenmoos – Fussball und Fankultur» haben tief gegraben in der Geschichte des FC St.Gallen. Zutage gekommen ist ein leidenschaftliche, aber kritische Auseinandersetzung mit Fussball, Fans und dem «Hexenkessel» Espenmoos.

Fürs Auge bietet das aufwendig gestaltete Buch eine reich bebilderte Zeitreise durch die Geschichte des FC St.Gallen. Auch zur Baugeschichte des «Espenmoos» gibt es überraschende Einblicke. Abgerundet wird das Werk durch ein sorgsam zusammengestelltes Glossar gespickt mit witzigen Anekdoten.


Notiz: Frei, Ryser, Torgler, «Espenmoos – Fussball und Fankultur», Appenzeller Verlag, Herisau 2007; Vernissage, Samstag, 22. September, Palace St. Gallen, ab 21 Uhr)


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