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Rollstuhl-Sportler auf dem Glatteis

St.Gallen. Ostschweizer Rollstuhl-Sportler trainieren seit Kurzem im Curling Center Lerchenfeld.

Claudia Hüttenmoser aus Goldach und Ivo Hasler aus St.Gallen-Winkeln bereiten sich auf die bevorstehenden Schweizermeisterschaften und die Ausscheidungen zu den Paralympics vor.

Claudia Hüttenmoser aus Goldach und Ivo Hasler aus St.Gallen-Winkeln bereiten sich auf die bevorstehenden Schweizermeisterschaften und die Ausscheidungen zu den Paralympics vor. Wer am Donnerstagnachmittag einen Blick ins Curling Center St.Gallen wagt, der staunt nicht schlecht. Zwei engagierte Behinderten-Sportler bewegen sich gekonnt mit ihrem Rollstuhl auf dem glatten Curlingeis. Konzentriert und akribisch genau wird nach den von ihrem Coach vorgegebenen Trainingseinheiten geübt und trainiert.

Dass Claudia Hüttenmoser aus Goldach und Ivo Hasler aus St.Gallen-Winkeln ein Team sind erkennt man unschwer. Ihr gemeinsames Hobby Curling, sowie die sportlichen Ziele mit ihren drei anderen Kollegen vom Rollstuhl Curling Club Wetzikon, motivieren die beiden immer wieder aufs Neue zu Höchstleistungen. Bis vor kurzem sind die beiden einzigen Ostschweizer Curlingspieler jeweils zum Training nach Wetzikon gereist.
Der zeitliche Aufwand war enorm und die Trainingseffektivität liess zu wünschen übrig. Durch einen glücklichen Zufall kam man mit St.Galler «Fussgänger Curler», wie sie die nichtbehinderten Curler Kollegen und Kolleginnen nennen, in Kontakt. Kurz darauf konnten die beiden Sportler ihre ersten Trainingssteine auf dem Eis im St.Galler Curling Center spielen. Durch das Wegfallen des langen Anfahrtweges ins Zürcher
Oberland können wir einiges intensiver und genauer trainieren, sind sich denn die beiden auch unisono einig. Und wer die beiden beobachtet sieht sofort, wie präzise und genau auch im Rollstuhl Curling gespielt wird.

Ivo Hasler meint denn auch, dass sie im Rollstuhl wesentlich präziser spielen müssen, da Rollstuhl Curler ihre Steine ganz ohne Wischen platzieren müssen. Beide sind durch die Teilnahme an einem Schnupper-Event eher durch Zufall zum Curling gestossen.

Unterschiede sind nur marginal

Nebst dem fehlenden Wischeinsatz unterscheidet sich Rollstuhl Curling eigentlich nur noch durch die
Art der Steinabgabe. Dazu wird ein sogenannter Delivery Stick oder zu Deutsch Anschubhilfe verwendet. Regeln und Spielablauf sind genau dieselben wie im «Fussgänger» Curling. Einzig die Teamzusammensetzung ist etwas fixer reglementiert. Es muss nämlich mindestens eine Spielerin in einer Mannschaft mitspielen. Als Rollstuhl kann das normale persönliche Hilfsmittel verwendet werden. Nur die Temperatur der Pneus sollten sich vor dem Eiskontakt etwas an die Eistemperatur angleichen können, da es sonst buchstäblich eine Rutschpartie geben könnte.

Schweizer Rollstuhl-Curling-Szene noch klein
Claudia Hüttenmoser, 41, Mutter von zwei Kindern und Hausfrau erklärt, dass es bis dato insgesamt
sieben Curling Teams gibt in der Schweiz. Vor allem die Ostschweiz und das angrenzende Vorarlberg sind
noch ein weisser Fleck auf der Landkarte und dementsprechend eine Entwicklungsregion.

Die sympathische Goldacherin, sie sitzt auch als Kreisrichterin im Rorschacher Gericht und engagiert sich
aktiv im katholischen Pfarreirat ihrer Wohngemeinde, hofft denn auch auf einen Curlinghallen Neubau in St.Gallen. Dies würde unserem Sport in der Region und in der Ostschweiz sicherlich den nötigen Auftrieb geben. Als Vorstandsmitglied im Rollstuhl Club St.Gallen wird sie sich auch aktiv um weitere Neumitglieder bemühen. Sie meint denn auch, dass Curling eine tolle spannende Sportart und ein gesunder Ausgleich ist. Neben Curling kommen aber auch das Monoskifahren, das Handbikefahren und die neu entdeckte Lust am Golfen in ihrer spärlichen Freizeit nicht zu kurz.

Fernziel Paralympics Kanada in Vancouver 2010
Die beiden Paraplegiker haben mit ihrem Team ein gemeinsames Fernziel, die Qualifikation für die Paralympics im Kanadischen Vancouver im Jahre 2010. Ivo Hasler, 47, der gelernte Lastwagen Mechaniker und heutige Elektro-Techniker unterstreicht aber, wie schwierig die Qualifikation gegen bestandene Teams aus dem Raum Bern werden wird: «Wir wissen, dass wir eine Chance haben werden und wir werden alles daran setzen, diese auch packen zu können.»

In einer Woche können sie aber zuerst an den Schweizer Meisterschaften in Bern nochmals wertvolle Erfahrungen sammeln. Der in Winkeln wohnende Ivo Hasler zählt ebenfalls Skifahren und Handbikefahren zu seinen weiteren sportlichen Hobbies. Daneben engagiert er sich noch als Kassier im Verein «Kultur in Engelburg».

Mittlerweile ist aber Curling zu einer richtigen Passion geworden und er freut sich auf die kommenden
Ernstkämpfe. Die Qualifikation für die Behinderten Olympiade wird Mitte April in Baden ausgetragen und voraussichtlich werden drei Teams um den begehrten Startplatz in Kanada kämpfen.

Veraltete Infrastruktur
Die in die Jahre gekommene Curling Halle im St.Galler Lerchenfeld genügt den heutigen sportlichen und infrastrukturellen Anforderungen nicht mehr. Gerade den Behinderten Sportlern kann die Anlage kaum mehr genügen. Sanitäre Anlagen und Eingänge wurden vor über 40 Jahren nicht behindertengerecht geplant und gebaut.

Ein Zugang zum Restaurant und den damit verbunden Aufwärmmöglichkeit ist heute gar nicht möglich. Deshalb ist eine Integration und Teilnahme am St.Galler Clubleben noch nicht so einfach realisierbar, was die beiden Sportler natürlich bedauern. Sie freuen sich aber auf das neu geplante Curling Center mit fünf Rinks, welches dann auch speziell für sie als Behinderten Sportler konzipiert sein soll.

Die Verantwortlichen des Curling Centers erhoffen und freuen sich, ab Herbst 2010 weitere Rollstuhlsportler in der Curling Halle begrüssen zu dürfen. Einem Rollstuhl Curling Club St.Gallen steht dannzumal sicherlich nichts mehr im Wege.

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St.GallenSt.Gallen / 06.03.2009 - 10:33:01