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Sarkophag gibt sein Geheimnis preis

St.Gallen. Bei Leitungsarbeiten im Klosterhof hat die Kantonsarchäologie einen Sarkophag aus dem Mittelalter entdeckt. Im Oktober wurde der Fund ausgegraben und geborgen.

Nun wurde der Deckel geöffnet und sein Inhalt untersucht. Der Sarkophag wird am Wochenende des 28./29. November 2009 der Öffentlichkeit präsentiert.

Im April 2009 wurde in einem Leitungsgraben im Klosterhof St.Gallen ein Sarkophag entdeckt. Die grosse Bedeutung des Fundes und dessen Gefährdung durch künftige Arbeiten an den Leitungen veranlassten die Kantonsarchäologie St.Gallen zu einer Ausgrabung unter der Leitung von Martin Schindler und Erwin Rigert. Im Oktober wurde der ungefähr 2,6 Tonnen schwere und 2,50 Meter lange Sarkophag geborgen. Anschliessend wurde dieser im Beisein von Spezialisten geöffnet und sein Inhalt dokumentiert. Im Innern befand sich das Skelett eines Mannes. Der Leichnam war mit am Körper liegenden Armen und mit Blick nach Osten beigesetzt worden. Erste Bestimmungen ergaben ein Alter von über 60 Jahren und eine Körpergrösse von etwa 175 cm. Auffallend waren der gute Zustand der Zähne sowie die stark ausgeprägten Arthrosen an Kniegelenken und Wirbelsäule. Mit Ausnahme der Knochen ist der Körper vollständig verwest. Reste von Bekleidung oder Leichentüchern sind keine erhalten, auch Beigaben fanden sich nicht. Das Skelett wird derzeit von Viera Trancik vom Archäo-Anthropologischen Dienst Aesch BL wissenschaftlich untersucht.

Aufwändig gefertigter Sarkophag…
Die schwierige Bergung des von Leitungssträngen verdeckten Sarkophags leitete Steinmetz Christoph Holenstein. Gemäss seinem Gutachten besteht der Sarkophag aus Rorschacher Sandstein, gewonnen in einem Steinbruch bei St.Gallen-St.Georgen. Deckel und Trog sind aus je einem Stück gefertigt. Der dachartige Deckel ist sorgfältig gearbeitet und überschliffen. Im Innern des Trogs war für den Kopf eine kissenartige Aussparung ausgearbeitet. Eine Öffnung im Boden ermöglichte das Abfliessen von Leichensäften und eingedrungenem Wasser.
Im Gegensatz zu den grob gearbeiteten Aussenwänden des Trogs sind die Innenwände fein überschliffen. Dies lässt vermuten, dass der Verstorbene während des Bestattungsrituals in den Sarkophag gebettet wurde und bis zum Verschluss des Deckels sichtbar war.

… für eine bedeutende Persönlichkeit

Allein Herstellung und Transport des Sarkophags waren technische Höchstleistungen. Aus den schriftlichen Quellen ist bekannt, dass im Mittelalter bedeutende Persönlichkeiten im St.Galler Klosterfriedhof in Sarkophagen bestattet wurden. Es ist das erste Mal, dass ein solcher Sarkophag im Original gefunden worden ist. Der Sarkophag ist deshalb ein wichtiges Zeugnis der Bestattungskultur im Kloster St.Gallen. Bestattungsritus und Art der Steinmetzarbeiten am Sarkophag weisen die Grablegung ins späte Früh- oder ins Hochmittelalter (ca. 9. bis 12. Jahrhundert). Es ist geplant, zur näheren Einengung des Bestattungszeitraums weitere Spezialuntersuchungen vorzunehmen.
Die anhand der naturwissenschaftlichen Untersuchungen gewonnenen Daten sollen in einem zweiten Schritt mit den schriftlichen Quellen verglichen werden, um so vielleicht die Identität des Toten zu lüften. Es muss sich um eine hochgestellte Persönlichkeit aus dem Umfeld des Klosters oder der frühen Stadt gehandelt haben.
Bei den Untersuchungen im Klosterhof wurden auch Mauerreste der ehemaligen Peterskirche aus dem Frühmittelalter und Gräber des zugehörigen Friedhofs festgestellt. Der Sarkophag und die verschiedenen Funde zeigen die Reichhaltigkeit der im Boden des alten Klosters verborgenen archäologischen Reste. Sie sind ein kostbares Gut und machen zusammen mit der barocken Kathedrale, den Konventbauten und den weltberühmten Handschriften und Urkunden in Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv die Bedeutung des Unesco-Weltkulturerbes aus.

Sarkophag wird der Öffentlichkeit präsentiert

Am 28. und 29. November 2009 findet im Historischen und Völkerkundemuseum St.Gallen ein «Wochenende der offenen Tür» statt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kantonsarchäologie präsentieren den Sarkophag im Original. Dazu läuft ein Kurzfilm über Entdeckung und Bergung. Der Eintritt ist frei.

St.GallenSt.Gallen / 25.11.2009 - 12:17:34