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«Wie aus Kleidern Mode wurde»

St.Gallen. Rund 80 Personen liessen sich von Lisa Feldmann, Chefredakteurin der Zeitschrift «Annabelle», auf eine historische Zeitgeschichte der Mode entführen.

Angefangen bei der Mitte des 20. Jahrhunderts  gab sie einen Überblick über die Werdegänge verschiedener wichtiger Modeschöpfer und nahm auch Stellung zur Macht der Modezeitschriften. 
 
Armani, Prada, Gucci – wenn von Mode gesprochen wird, sind diese Namen genauso wenig
wegzudenken wie die Diskussion um das Körpergewicht von Models. Lisa Feldmann,
Chefredakteurin der Zeitschrift «Annabelle», sprach am ersten Abend der Ringvorlesung in
der Aula des Hochschulgebäudes Hadwig über beides.

Der Titel ihres Referates lautete «Wie aus Kleidern Mode wurde – Warum die Geschichte der Mode seit der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts auch unsere eigene ist».

Souverän nahm sie die rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörer zuerst mit auf eine historische Reise durch die Welt der Mode, obwohl sie am Anfang des Abends gestand, etwas nervös zu sein. Sie gab einen Einblick in
die Anfänge dessen, was wir heute als Mode bezeichnen, und skizzierte die Laufbahnen
einiger bekannter Designer wie beispielsweise Karl Lagerfeld oder Yves Saint Laurent. Auch
an ihrem Erfahrungsschatz als Redakteurin verschiedener bekannter Frauenzeitschriften,
darunter der deutschen Ausgaben von «Elle» und «Cosmopolitan», liess sie die Zuhörerinnen
und Zuhörer teilhaben. Für Schmunzeln im Saal sorgte sie mit einem Bild einiger Topmodels
Ende der 80er Jahre, auf welchem neben Claudia Schiffer und Naomi Campbell auch
«Carla Sarkozy, geborene Bruni» abgebildet war. 
 
Nicht Trendsetter, sondern Trendberichterstatter

Im Anschluss an ihr Referat stellte sich Lisa Feldmann den zahlreichen Fragen aus dem
Publikum. Auf die Frage, ob die Designer die Trends setzten oder die Modezeitschriften,
antwortete sie: «Wir sind nicht die Trendsetter, sondern die Trendberichterstatter.» Sie
bestätigte aber, dass auf den Designern ein starker Druck laste, in den grossen Magazinen
wohlwollend erwähnt zu werden.

«Dieses Problem haben wir bei der «kleinen» Annabelle nicht. Wir haben eher oft das Problem, dass wir gewisse Kleidung nicht für Fotografien bekommen, weil wir nicht so ernst genommen werden», sagte sie, ohne dabei bitter zu klingen. Mit viel Witz erzählte sie auch von ihrem ersten Mode-Revival, den 80er Jahren.
«Ich war in den 80er Jahren alt genug, um selbst Mode-Entscheidungen zu treffen und trug
damals Röhrenjeans. Als ich sie später wieder sah, nachdem sie jahrelang verschrien
waren, konnte ich es fast nicht glauben.»
 
Kein Modediktat mehr 

Die Frage, ob man heute in der Mode noch einen richtigen Faux-Pas begehen könne,
verneinte Feldmann. «Ein Diktat, wie beispielsweise, dass man nur noch Streifen tragen
kann, gibt es heute nicht mehr. Heute gibt es ganz viele Modeströmungen parallel
zueinander.» Sie stellte sich auch kritischen Fragen, wie jener nach der Verantwortung der
Modezeitschriften bezüglich der Abbildung von dürren Models. Vorweg erklärte Feldmann,
dass Models schon immer dünn gewesen seien, da sie die Entwürfe der Designer
idealtypisch aufzeigen sollten. «Wir halten uns bei der Annabelle an ein simples Verdikt: Bei
uns arbeiten nur noch gesunde Models, wir machen einen Gesundheitscheck.» Dabei
verwies sie darauf, dass auch mehrere Modemetropolen wie beispielsweise Madrid auf den
Body-Mass-Index der Models achteten.
 
Sowohl Lisa Feldmann als auch Christian Sinn, Organisator der Ringvorlesung, zeigten sich
mit dem Abend zufrieden. «Es war ein gelungener Auftakt für die Ringvorlesung. Schön war,
dass aus dem Publikum so viele Fragen kamen», sagte Christian Sinn im Anschluss. Für
Lisa Feldmann war es eine ungewohnte Erfahrung, ihr Publikum gleich gegenüber zu
haben. «Ich war am Anfang aufgeregt, aber es war sehr gut und spannend. Im ersten Teil
des Referates, in dem ich vieles auch ablas, blickte ich jedes Mal in interessierte Gesichter,
wenn ich aufschaute.»
 
Allgemeines zur Ringvorlesung
Unter dem Titel „Verantwortung der Wissenschaft gegenüber Mensch und Umwelt“ führte
die damalige Pädagogische Hochschule St.Gallen PHS 1984 ihre erste Ringvorlesung
durch. In neun Veranstaltungen wurden Themen wie «Gentechnologie – Retortenzeugung:
Medizinische Fortschritte mit Folgeproblemen» oder «Die Verantwortung der Medien»
aufgegriffen. Von 1984 bis heute wurde in jedem Jahr ein anderes Themenfeld in den
Mittelpunkt gestellt, wie beispielsweise «Grenzen», «Schule und Lehrer im Brennpunkt»,
«Gleichgewicht», «Von Museen, Müttern und der Mathematik – Frauen(an)sichten» oder
«Evolution und Revolution». Damals wie heute beleuchten Fachleute aus unterschiedlichen
Bereichen ein Thema und ermöglichen es so, verschiedene Aspekte zu thematisieren.

Ebenso zur Tradition der Ringvorlesung gehört es, dass sie Teil der Ausbildung der
zukünftigen Lehrpersonen der Sekundarstufe I ist und die Dozierenden die Anregungen aus
den Referaten in ihren Lehrveranstaltungen aufgreifen.

St.GallenSt.Gallen / 24.02.2009 - 13:43:38