• Aargau
  • Appenzell Ausserrhoden
  • Appenzell Innerrhoden
  • Basel-Landschaft
  • Basel-Stadt
  • Bern
  • Freiburg
  • Genf
  • Glarus
  • Graubünden
  • Jura
  • Luzern
  • Neuenburg
  • Nidwalden
  • Obwalden
  • Schaffhausen
  • Schwyz
  • Solothurn
  • St.Gallen
  • Stadt Winterthur
  • Stadt Zürich
  • Tessin
  • Thurgau
  • Uri
  • Waadt
  • Wallis
  • Zug
  • Zürich
Menu

«Wir müssen überall agieren»

Olma. Fachleute aus Wissenschaft, Beratung, Politik und Praxis referierten zum Thema Ammoniakverluste in der Landwirtschaft.

Die Veranstaltung im Spannungsfeld von Umweltschutz und Landwirtschaft wurde von der Internationalen Bodenseekonferenz IBK organisiert. Das Forum moderierte Roland Künzler, Agridea, Lindau (ZH).

Ammoniakverluste sind in den letzten Jahren verstärkt in die umweltpolitische Diskussion geraten. Fast unbestritten ist, dass die Ammoniakverluste reduziert werden müssen. Die zentrale Frage lautet: Wie und mit welchen Mitteln soll dieses Ziel erreicht werden?

Hohes Minderungspotenzial bei Schweinehaltung
In einem einleitenden Referat erläuterte Stefan Neser von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, D-Freising, die Ursachen und Folgen der Ammoniak-Abgasung und stellte mögliche Massnahmen zur Verminderung der Verluste vor. Nach internationalem Recht müsse Deutschland die Verluste um 25 Prozent, die Schweiz um 13 Prozent vermindern. Beim Rindvieh seien Minderungsmassnahmen in Laufställen mit Milchvieh und bei angepasster Fütterung möglich, sagte Neser. Ein interessanter Ansatz bilde der Weidegang, er sei aber vom Betriebsmanagement schwierig zu verwirklichen. «Bei der Schweinehaltung ist das Minderungspotenzial von 70 Prozent sehr hoch.» Die Abluftreinigungskosten pro Mastplatz gingen damit jedoch an die Grenzen der wirtschaftlichen Möglichkeiten der Schweinehalter. Einen wichtigen Einfluss auf die Verminderung hätten auch die Verteiltechniken für die Gülleausbringung. Das Fazit von Neser: «Massnahmen zur Ammoniak-Verminderung sind dringend geboten.»

Auf die Frage, was die Kantone zur Problemlösung beitragen können, entgegnete Erhard Meister, Regierungspräsident des Kantons Schaffhausen, dass der politische Wille zur Verbesserung der Situation vorhanden sei. Dass die Forschung und Beratung die Problematik kontrovers diskutiere, mache die Sache für die Kantone nicht einfacher. Als Ansatzpunkt nannte Meister die Hofdünger-Ausbringung. Besondere Aufmerksamkeit gelte den Neu- und Umbauten. Wichtig sei auch die Beratung. Der Schaffhauser Regierungspräsident: «Ich hoffe, dass wir durch die gemeinsamen Anstrengungen die Vorgabe innert nützlicher Frist einhalten können.»

Anreiz-Programme des Bundes
Möglichkeiten aus der Sicht der Luftreinhaltung beleuchtete Hans Gygax vom Amt für Umwelt des Kantons Freiburg und Vorstandsmitglied von Cercl’Air. Er wies darauf hin, dass der Vollzug der Verminderungsmassnahmen bei den Kantonen liege. Wichtige Akzente für das Vorgehen liegen nach seiner Meinung bei der Beratung, der Sensibilisierung der Problematik. Auf die Frage des Moderators, was der Bund bewirken könne, antwortete Samuel Vogel vom Bundesamt für Landwirtschaft, Bern: «Der Bund sieht freiwillige Anreizprogramme für nachhaltige Nutzung der Ressourcen vor.» Programme mit Anschub-Finanzierung sollen im nächsten Jahr zum Tragen kommen.

Über praktische Erfahrungen bei der überbetrieblichen Gülleausbringung mit Schleppschläuchen berichtete der Landwirt Hans-Peter Uhlemayr aus Kempten im Allgäu. Zusammen mit 13 Berufskollegen sammelte er während fünf Jahren neue Erkenntnisse. Nachdem die Förderungsbeiträge reduziert wurden, wechselten er und zehn seiner Kollegen wieder auf die konventionelle Ausbringung der Gülle. Als Vorteile des Schleppschlauchs nannte Uhlemayr die Windunempfindlichkeit, die geringeren Geruchsempfindungen und die grüne Wiese. Nachteile gegenüber der konventionellen Ausbringung seien die hohen Anschaffungskosten, die höheren Anforderungen an die Technik und die schwierige Handhabung beim Wenden und in Hanglagen. «Ob sich der Schleppschlauch ohne Förderungsmassnahme durchsetzen kann, möchte ich bezweifeln», sagte der Landwirt. Entscheidend sei das gute Gülle- Management.

Warnung vor Schnellschüssen
Hermann Gabele vom Landratsamt Ravensburg riet als Massnahmen zur Verminderung der Ammoniakverluste bei der Beratung und Bildung anzusetzen; allenfalls seien Gesetze zu erlassen. Veränderungen stünden an. Mit den Ressourcen müsse sorgsam umgegangen werden. Eine Frage in der Diskussion betraf das Abdecken der Gülle. Eine Fachfrau von der Forschungsanstalt Tänikon antwortete dazu: «In dieser Sache sind noch viele Fragen offen, zum Beispiel die Temperatur. Ich warne vor Schnellschüssen.» Ein Vertreter des Bundesamtes für Umweltschutz (BAFU) betonte: «Fakt ist, dass die Vorgaben überschritten werden.»

Das BAFU befürworte ein pragmatisches Umsetzen. Es müsse auf mehreren Schienen gleichzeitig gefahren werden. Und Hans Gygaz sprach den Forumsteilnehmern ins Gewissen: «Wir müssen überall agieren, auf allen Stufen handeln.»


Gasförmige Verbindung
Ammoniak ist eine stechend riechende, gasförmige Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff. Gasförmiges Ammoniak wird in der Luft zu Feinstaub umgewandelt. Ammoniak belastet Böden und Gewässer mit zu vielen Nährstoffen. Die Böden werden zudem versauert.

Diese Auswirkungen sind für empfindliche Gebiete wie Magerwiesen, Moore oder Wälder besonders schädlich. In der Landwirtschaft entsteht Ammoniak vor allem in der Tierhaltung. Ein sorgfältiger Umgang mit dem Hofdünger (Gülle) trägt viel dazu bei, die Emissionen von Ammoniak zu vermindern. Der Schutz der Umwelt vor übermässigen Stickstoffbelastungen ist aber nur dann zu erreichen, wenn die reduzierten Ammoniakverluste nicht durch Aufstockung der Tierbestände kompensiert werden.

Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 18.10.2007 - 12:55:00