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Wochenreportage: Ein Fall für Widmer

St.Gallen. Was unterscheidet Sherlock Holmes von Josef Matula und Detektiv Rockford vom St. Galler Privatdetektiven Hans Peter Widmer? Vergessen Sie alles, was Sie bisher über diesen Berufsstand wussten.

Hans Peter Widmer, Inhaber der Detektei Goeltenboth, St.Gallen, schildert erstmals exklusiv für ostnews.ch einige spektakuläre Fälle, mit denen er in seiner 25jährigen Laufbahn beauftragt wurde.

Schütteres Haar, etwa 1,75 Meter groß, nicht dick und nicht dünn – er sieht so aus, als ob es Schwierigkeiten machte, ihn nächstes Mal wieder zu erkennen. Davon hat der Ostschweizer Privatdetektiv Hanspeter Widmer ein viertel Jahrhundert profitiert. In seinem Gürteltäschchen hat er meist keine geladene Pistole, sondern ein aufgeladenes Handy und ein Diktiergerät. In der Brieftasche echte Photos von Ehefrau und seinem Hund Kara, die er Gesprächspartnern, nur ungern präsentiert. Auch das kommt ihm zustatten bei seiner Tätigkeit: das Biedermännische, sei es gespielt oder echt. Fotos von ihm sind kaum in Umlauf und wenn, dann haben sie nicht gerade die Schärfe eines Polizeifotos. Medienpräsenz mochte er nie. Während andere Berufsgenossen regelrecht danach lächzen und sich in Tages- und Wochenzeitungen immer wieder in Szene setzen, suchte der bescheidene St. Galler Privatdetektiv nie die Öffentlichkeit: «Diskretion ist mein höchstes Credo», erklärt der Ostschweizer Privatdetektiv. Dennoch hat sich Widmer gegenüber ostnews.ch bereit erklärt, einige brisante Fälle seiner 25jährigen Tätigkeit preiszugeben.

Sherlock Holmes & Co. stehen für Scharfsinn und Ausdauer, Kombinationsvermögen und Unbestechlichkeit, die durch ihre besondere Beobachtungsgabe und ihr kriminalistisches Gespür Millionen begeisterten und ihrem Beruf auf diese Weise zu Ruhm und Ansehen verhalfen. Doch so spektakulär ist es im Privatdetektiv-Alltag des St. Galler Privatdetektiven Hans Peter Widmer bei weitem nicht. Detektiv zu sein, heißt für ihn, dort anzufangen, wo andere nicht mehr weiter wissen und aufgegeben haben. Es heisst für ihn aber auch, in jede erforderliche Rolle zu schlüpfen, sich mit den Eigenheiten dieser Rolle vertraut zu machen; Sachverhalte zu erkennen, die andere raffiniert verschleiern; und nicht zuletzt ist Detektiv Widmer oftmals die letzte Hoffnung für all jene, die auf anderem Weg nicht zu ihrem Recht gekommen sind oder die ihre berechtigten Interessen auf andere Weise nicht schützen oder wahrnehmen können.

Angefangen hat Hans Peter Widmer mit einem Praktikum bei der St. Galler Privatdetektei Goeltenboth. Während vier Jahren liess sich Widmer im In- und Ausland an branchenbezogenen Seminaren und Kursen zum Privatdetektiv ausbilden. Karl Goeltenboth, ehemaliger Polizeibeamter der Stadtpolizei St. Gallen, merkte schnell, dass sein Zögling und Praktikant ein wahres «Schnüffler»-Talent war: «Damals  mussten wir noch ohne die Vorzüge der heutigen  Elektronik auskommen. Das erste mobile Telefon, welches die Detektei besass, wog satte 15 kg, der erste PC (1985) verfügte über eine Kapazität von 500 KB, die Funkgeräte wogen auch fast ein Kilo pro Stück und Video- sowie Fotokameras gab es auch nur im XXL-Format.»  Heute, 25 Jahre später, verfügt Widmer über modernste Arbeitsmittel und über ein weltweites Netzwerk. Es sei unabdingbar sich dem neusten Stand der Technologie anzupassen. Noch wichtiger sei es, das vorhandene Netzwerk ständig auszubauen und zu pflegen: «Nach meiner Ausbildung und bestandener Prüfung in allgemeiner Rechtskunde beim Justiz- und Polizeidepartement  des Kantons St. Gallen, ging 1985 Karl Goeltenboth in Rente und ich entschloss mich damals zur Übernahm der Privatdetektei Goeltenboth mit der Handelsregister-Eintragung ‚Detektei Goeltenboth, Inhaber Hans Peter Widmer‘,» erklärt der Privatdetektiv. Heute verfügt er über alle erforderlichen kantonalen Bewilligungen, die ihn zur Schweiz weiten Ausübung als Privatdetektiv berechtigen. Hinzu kommt noch eine grenzüberschreitende Bewilligung ins benachbarte Österreich. Somit ist Widmer der einzige Schweizer Privatdetektiv mit einer solchen Genehmigung.

Die Detektei Goeltenboth hat sich seit jeher mit allen nur denkbaren Fällen befasst. Sie war und ist auch heute noch im zivilrechtlichen, als auch im strafrechtlichen Bereich tätig. Dies umfasst u.a. die Aufklärung von Wirtschaftsdelikten, Ermittlungen bei Zivil- und Strafprozessen, Erstellen von Handelsauskünften & Informationen, Ermittlungen und Beobachtungen bei Privatangelegenheiten, internationale  Aufenthaltsnachforschungen , Spezialermittlungen für Versicherungen und Unternehmen.

Wie viele Fälle der St. Galler Privatdetektiv Hans Peter Widmer schon gelöst hat, weiss er nicht so recht: «Ich habe aufgehört sie zu zählen. Es dürften aber mehrere Tausend sein. Einige spektakuläre Fälle aus den vergangenen 25 Jahren schildert er exklusiv für www.ostnews.ch. In den Anfängen kannte man kaum Probleme mit dem Datenschutz (sog. Täterschutz). Genauer gesagt: man kannte überhaupt kaum einen Datenschutz. Der Informationsbezug ging wesentlich flotter von Statten als dies heute der Fall ist; ein Anruf genügte», fügt Widmer hinzu. Heute sei vieles komplizierter. Widmer dazu: «Jede nur erdenkliche Auskunftsstelle pflegt heutzutage einen restriktiven Datenschutz und es ist kaum noch möglich auf dem normalen Weg personenbezogene Daten zu erhalten. Verlangt wird nach Interessenachweisen und Darlegung von berechtigten Interessen, auch wenn kaum jemand genau weiss, was damit gemeint ist. Im Bundesgesetz über den Datenschutz (DSG) existieren solche Begriffe jedenfalls nicht.

Ein Beispiel: Schuldner XY, wohnhaft in St. Gallen, verschwindet wie oft üblich ohne sich abzumelden oder auch mit offizieller Abmeldung – eher unüblich -ins Ausland. Tatsächlich wohnt er zukünftig bei seiner begüterten Freundin in St. Moritz. Insofern er nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommt, wird ihn kaum mehr jemand finden, auch keine Amtsstelle und die Gläubiger schon gar nicht – Detektive schon. Es ist dies lediglich eine Frage des Aufwandes den man zu betreiben gedenkt», so der Privatdetektiv.

Versicherungsbetrug in Thailand
Viel schwieriger entpuppte sich ein Fall für Widmer in Thailand: Eine Schweizer Versicherungsgesellschaft eines in Thailand domizilierten Schweizers erhielt über längere Zeit eine Anzahl von Spital- und Arztrechnungen. Dies kam der Versicherungsgesellschaft langfristig verdächtig vor und soe beauftragte Hans Peter Widmer mit Ermittlungen vor Ort. Wie seine Ermittlungen ergaben existierte das Spital, den Arzt ebenso und die Zielperson: «Nur hatte sich die ganze Geschichte ein bisschen anders abgespielt, als der Versicherungsnehmer seinem Versicherer glaubhaft machen wollte.  Wir haben herausgefunden, dass der Versicherungsnehmer nie in diesem Spital gelegen hatte. Er erfreute sich bester Gesundheit. Wir konnten beweisen, dass der thailändische Arzt Gefälligkeitsrechnungen erstellte und dafür eine beachtliche Summe als Gegenleistung erhielt. Fazit: Sowohl für den Arzt wie auch für den Versicherten Dumm gelaufen», schildert Widmer.

100 Millionen Betrug
Verschiedene Banken hatten einem Unternehmer Kredite auf ein fiktives Warenlager gewährt. Die Rückzahlung sind ausgeblieben, der Schuldner verschwunden. Die Spuren (Kontrollschildnummer einer Kontaktperson) führten in die Schweiz. Die Banken schalteten in der Folge den St. Galle Privatdetektiven ein. Widmer konnte den Aufenthaltsort des Betrügers lokalisieren. Dazu Widmer: «Wir stellten fest, dass die Zielperson bereits wieder im selben Handel, wie zuvor tätig war. Über Strohmänner und Strohfirmen verfügte der Insolvenzbetrüger auch bereits wieder über ein Flugzeug und einen beachtlichen Fuhrpark verfügen. Die Bank konnte den Insolvenzbetrüger belangen.»

Konkurrenzverbot mit Ärger
Zwei Mitarbeiter aus Verkauf und Produktion) einer Schweizer Maschinenfirma kopierten die Kundenkartei, Pläne von Maschinenteile und ähnliches. Danach kündigten sie, errichteten in Österreich eine eigene Produktionsstätte, bauten die Maschine nach und belieferten Kunden ihres ehemaligen Arbeitgebers. Dieser beauftragte den Ostschweizer Privatdetektiven Widmer den Aufenthaltsort, die Produktionsstätte, die nachgebauten Maschine und den Vertriebsweg zu ermitteln. Zusätzlich sollte der Nachweis erbracht werden, dass die Maschinen sklavisch nachgebaut wurden. Während diesen Ermittlungen wurden Widmer und seine Mitarbeiterin mehrmals mit Waffen bedroht, tätlich angegriffen und auf einem Trottoir von einem Motorrad angefahren. Peinlich für die Zielpersonen: Auch diesen Fall konnte der St. Galler Privatdetektiv zu Zufriedenheit seines Auftraggebers lösen. Für Hans Peter Widmer, der während sechs Jahren auch Karatelehrer an der Universität St. Gallen war und zudem einen nationalen Waffentragschein besitzt ist der Beruf des Privatdetektivs immer eine Gratwanderung: «Von meinen langjährigen Berg- und Klettertouren sind mir Gratwanderungen bestens bekannt. Sie müssen gut geplant sein. Risiken soweit möglich minimiert werden und der Verlauf sollte von A-Z überdacht sein. Ansonsten sind die Probleme vorprogrammiert», so Widmer. Ganz auszuschliessen seien Risiken bei Gratwanderungen nie. Genau so verhielte es sich auch in der Detektiv-Branche. Doch für ihn sei sein Job mehr als nur ein Traumberuf. «Für mich ist und bleibt es auch eine Passion, wie das Bergsteigen im Alpsteingebiet oder das Sporttauchen, welche zu meinen Hobbies gehören», erklärt der erfolgreiche Privatdetektiv. Weitere Informationen: www.goeltenboth.com.

Zum Autor
Bruno Turchet war nach einem zweijährigen Volontariat beim ANZEIGER, St. Gallen, ab 1984 bis 1989, beim ANZEIGER als Polizei- und Gerichtsreporter tätig. Danach als Blattmacher und Redaktor bei den St. Galler Nachrichten und deren Unterausgaben beschäftigt. Seine wichtigsten Stationen waren danach  u. a. auch als freischaffender Reporter für BLICK, SONNTAGSBLICK, LE MATIN, CASH, DIE OSTSCHWIEZ  und RORSCHACHER-ZEITUNG. Ab 1990 arbeitete er auch als Moderator und Musikredakteur für das Radio Wil und Radio Eulach (heutiges Radio Top) und für verschiedene Nachrichtenagenturen als freischaffender Reporter in Bosnien-Herzegowina und dem ehemaligen Jugoslawien.  Seit 2001 lebt Turchet in Deutschland und ist für verschiedene Schweizer und Deutsche Tages- und Wochenzeitungen als freischaffender Journalist tätig. U.a. für den Axel Springer Verlag und sporadisch für das TAGBLATT, St. Gallen.

St.GallenSt.Gallen / 27.03.2010 - 06:00:00