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Zu Besuch im Römertempel

Kempraten/SG. Kempraten erweist sich einmal mehr als «hot spot» der st.gallischen Archäologie.

Auf der Seewiese führt die Kantonsarchäologie wegen eines grossen privaten Überbauungsprojekts Ausgrabungen durch – gefunden wurde ein ganzer Tempelbezirk. Nächsten Samstag bietet sich interessierten Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit die Ausgrabungen zu begehen und die Reste des Heiligtums zu bestaunen.

Sondierungen im Ausgrabungsgebiet von Kempraten im Jahr 2003 zeigten, dass sich im Westteil der Seewiese römische Schichten im Boden befinden. Mit diesem Wissen ging die Bauherrschaft bereits an die Planung der Überbauung. Seit 2007 bestehen gute und fruchtbare Beziehungen zwischen Bauherrschaft, planendem Architekt und der Kantonsarchäologie. 2009 beschloss man die Ausgrabungen bereits vor Baubeginn zu starten, um genügend Zeit dafür zu haben. Finanziert werden die Ausgrabungen durch Lotteriefondsgelder.

Ein ganzer Tempelbezirk

Die Grabungsfläche von rund 1’500 m2 bot und bietet den Archäologen zahlreiche Überraschungen. Ursprünglich vermutete man, es handle sich um den Hinterhofbereich römischer Wohn- und Geschäftshäuser. Schon kurz nach dem Grabungsbeginn am 6. Juli wurde aber klar, dass hier ein grösserer Tempelbezirk lag. Klar und grossflächig erkennbar sind die umgrenzende Hofmauer mit Graben, zwei gallorömische Tempel und ein kleineres Heiligtum. Die gallorömischen Umgangstempel bestanden aus einem hohen, gemauerten Mittelteil, in dem das Götterbild stand, und aus einem offenen, von Säulen gestützten Umgang. Reste von steinernen Säulen, Pfeilern und Altären zeugen von der reichen Ausstattung des Heiligtums. Ein Weihealtärchen mit Inschrift und Fragmente einer grösseren Inschrift sind als besonderes spannende Funde zu erwähnen. Sie müssen von Spezialisten noch gelesen und interpretiert werden. Typisch für Heiligtümer sind auch Figürchen aus Terracotta, Votivbeilchen und zahlreiches Geschirr, das für Opfergaben und Opfermähler gebraucht worden waren. Die geborgenen Funde lassen eine Datierung der Anlage ins 2. und 3. Jahrhundert n.Chr. vermuten.

Römer in Kempraten

Der neu entdeckte Tempelbezirk liegt am Westende der Römersiedlung Kempraten, welche vom 1. bis ins 4. Jahrhundert n.Chr. besiedelt war. Bislang war ein klassisch römisches Heiligtum im Bereich des Forums (Marktplatz) des römischen Kempraten bekannt. Es wurde in den Jahren 2002/03 restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (archäologischer Park Meienbergstrasse, hinter Restaurant Krone). Der neu entdeckte Tempelbezirk vervollständigt das seit dem Jahr 2005 immer konkreter werdende Bild der Römersiedlung als regionales Zentrum und erlaubt eindrückliche Einblicke in die Glaubenswelt vor 2000 Jahren.

Tag der offenen Ausgrabung

Am Samstag, 10. Oktober 2009, findet von 13.30-16.00 Uhr der Tag der offenen Ausgrabung mit Führungen durch das Gelände statt. Zu bestaunen sein werden die ausgedehnten Reste des Heiligtums und ausgewählte Funde. Als weitere Attraktion lockt ein antikes Orakel. Für das leibliche Wohl sorgt die Gaststube Seewiese.

Anreise: Ausgrabungen Seewiese/Hof E. und A. Walder, Zürcherstrasse 130, 8645 Jona.
Die Besucher sind gebeten, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen (Haltestelle «Kempraten» S7). Beschränkte Anzahl Parkplätze an der Zürcherstrasse 120 (Kiesplatz Rosenklinik).

St.GallenSt.Gallen / 06.10.2009 - 09:16:52